Wahrgenommene Altersgrenze
Wenn von einer alternden Gesellschaft die Rede ist, steht dies meistens in Bezug zum Anteil der über 60-Jährigen in der Bevölkerung. Es wird somit die Altersgrenze, die traditionell mit dem Übergang in den Ruhestand assoziiert wird, herangezogen. Je näher man sich dieser "Grenze" kommt, desto stärker wird man am Arbeitsplatz als alt wahrgenommen. Und das hat Folgen wie z. B. die Tatsache, dass ältere Mitarbeiter weniger von Weiterbildungsmaßnahmen profitieren als jüngere Kollegen.
In einem Forschungsprojekt konnten wir zeigen, wie stark der Kontext eines Unternehmens auf die Wahrnehmung des Alters wirkt, ohne dass dabei insbesondere Leistungskriterien eine gro-ße Rolle spielen. Frühpensionierungsmaßnahmen haben zum Beispiel in vielen Unternehmen dazu beigetragen, die wahrgenommene Altersgrenze deutlich zu senken. So kann man bereits mit 50 oder sogar 45 als "alt" gelten und damit ein "Karriereplateau" mit geringen Chancen auf Entwicklung erreicht haben. Und somit gelangt man zu dem Paradox, dass man immer jünger alt wird und immer früher als alt angesehen wird.
Gängige Stereotype
Erfahrung, aber auch Mangel an Flexibilität und Widerstand, Neues zu lernen, sind Hauptelemente der üblichen Stereotype, die mit älteren Mitarbeitern assoziiert werden. Moderne Karrieren zwingen dazu, derartige Muster zu überdenken. Karrieren sind gerade wegen aller Risiken und Unsicherheiten zunehmend der Rahmen für eine permanente Infragestellung der eigenen Ziele und Fähigkeiten, diese zu erreichen.
Neues zu lernen und sich weiterzuentwickeln bezieht sich auf einen dauernden Teil des Lebenslaufs und ist nicht mehr nur für eine bestimmte Altersgruppe von Relevanz. Dieser Trend impliziert, dass negative Vorurteile älteren Mitarbeitern gegenüber immer stärker in Diskrepanz zur Realität stehen. Indem ältere Mitarbeiter als homogene "Sondergruppe" in einem Unternehmen gesehen und als solche behandelt werden, wird die Entfaltung ihrer realen Potenziale zum Teil verhindert.
Gerontologie