Alexander "Doc LX" Knechtsberger
Party- und Maturareiseveranstalter

Letztens sah ich einen tollen Fay-Mantel für meinen Sohn - der hätte 800 Euro gekostet. Mein Sohn ist vier: Es wäre totaler Blödsinn, einem Vierjährigen so etwas zu kaufen. Kein Kind braucht das, aber man will seinen Kindern eben gönnen, was einem selbst Spaß macht. Meinem Sohn sind Marken und Labels noch vollkommen egal. Aber irgendwann wird das schon kommen. Wir versuchen, das so lange wie möglich hinauszuzögern. Bis zum Schulbeginn wird das wohl funktionieren.

Foto: Aleksandra Pawloff

Aber dann wird es wohl losgehen. Da kann man kaum was dagegen tun. In diesem Punkt bin ich froh, dass ich zwei Buben habe: Mädchen haben es sicher noch schwerer, die werden immer noch stärker in Richtung Mode beeinflusst. Als ich aufgewachsen bin, hat es den Markenkult in dem Ausmaß noch nicht gegeben: Champion, Lacoste, Benetton - viel mehr war da nicht. Der Druck war geringer - und wie man damit umgeht, müssen heute auch Eltern lernen. Manchmal tappt man eben trotzdem fast in die Falle. Ich habe zum Glück meine Frau. Die fragt mich in Fällen wie diesem dann, ob ich komplett wahnsinnig geworden bin.

Foto: Aleksandra Pawloff

Barbara Helige
Richterin

Es gibt in einem Küchengeschäft in meiner Nähe eine wunderschöne rote Glanzlackküche. Die hat es mir angetan. Ich sah sie im Geist sogar schon in meiner Wohnung, obwohl ich mich frage, ob ich überhaupt der Typ für eine tolle Küche bin: Mit "toller Küche" verbinde ich "tolle Köchin" - nur: Ich bin keine tolle Köchin. Sicher, man kann am Setting wachsen. Und ich denke mir schon, dass man in so einer Küche vielleicht lieber kocht. Oder sogar besser.

Foto: Aleksandra Pawloff

Man sieht sich da ja förmlich in einer blitzenden TV-Koch-Küche vor lauter Schälchen, und die begeisterten Gäste stehen ringsum. Aber die steigende Erwartungshaltung meiner Phantasie ist dann tatsächlich zu einer Belastung geworden. Im Augenblick bin ich in der Phase, in der ich mir sage "glänzend ist unpraktisch": Ich versuche also mit dem Kopf gegen den Bauch zu arbeiten - und tendenziell gewinnt der Bauch. Aber in diesem Fall kommen ja auch die Ängste aus dem Bauch. Denn rational ist so eine Küche für jemanden wie mich nicht. Und was mir jetzt überhaupt zum allerersten Mal auffällt: Bis jetzt habe ich mir noch nie Gedanken über die Funktionalität dieser Küche gemacht - das ist vermutlich auch symptomatisch.

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Ernstl Graft
"Toy Run"-Charity-Biker

Ich war damals 18. Und ein Auto war mein großes Ziel: Ich träumte von endlosen Highways und wollte zum Nordkap. Obwohl ich keine Ahnung hatte, was das genau ist. Damals war die äußere Gumpendorfer Straße die Automeile Wiens. Da gab es einen Laden mit Ami-Schlitten. Und dort stand ich dann vor einem riesigen Chevy Blazer. Ein echter Benzinschlucker, den habe ich mir eingebildet: Mit dem wollte ich zum Nordkap. Als ich zwei Tage später mit dem Geld in der Tasche hinkam, hatte den Wagen 20 Minuten vorher jemand anderer gekauft.

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Ich war am Ende: Als Jugendlicher musst du ja alles sofort haben ... Ich gehe als total gebrochen raus - und in dem Augenblick blubbert etwas an mir vorbei: Es war eine coole, absolut lässige Harley. Das war es dann für mich. Das Vorbeiblubbern hat mich mit dem Harley-Virus infiziert: Ich machte den Motorradführerschein, fuhr nach Deutschland und habe mit 18 Jahren meine erste selbst importierte, selbst verzollte und selbst typisierte Harley nach Österreich geholt. Ich bin froh, dass ich den Chevy nie gekauft habe. Weil ich so die Liebe zum Motorrad entdeckt habe - und es gibt für mich kein Gegenmittel zum HarleyVirus. Und das finde ich wunderbar.

Foto: Aleksandra Pawloff

Anja Salomonowitz
Filmemacherin

Meine Tante hat mir, als ich noch ein kleines Kind war, immer von einem Strohhut erzählt. Das war ein hellbrauner Sonnenhut mit einer unvorstellbar breiten Krempe. Genaugenommen war meine Tante gar nicht meine Tante, sondern mein Kindermädchen. Und sie war so alt, dass sie meine Oma hätte sein können. Den Strohhut hatte sie in den 20er-Jahren getragen. Sie war im Krieg im Widerstand gewesen, weil ihr Mann ein bekennender Sozialist war. Sie war früher eine wunderschöne, elegante Frau, die immer einen Hut trug.

Foto: Aleksandra Pawloff

Unter anderem diesen Sonnenhut. Deshalb war der Hut seit Kindheitstagen mein Traum: Immer, wenn ich mir etwas wünschen durfte, habe ich mir so einen Hut gewünscht. Als ich etwa neun war, habe ich den Hut dann in einem Hutgeschäft gesehen - aber ich hatte natürlich nicht das Geld dafür. Mit 14 hat mir meine Tante dann ihren geschenkt. Der Hut war wie ein Wollknäuel - er hat sich schon aufgelöst und ist auch bald kaputtgegangen, weil er so alt war. Aber ich war glücklich. Und heute bin ich froh, dass mir damals niemand diesen Hut gekauft hat. Denn diese Geschichte hat mir bewiesen, dass die Dinge, die man wirklich will, immer den Weg zu einem finden.

Foto: Aleksandra Pawloff

Robert Reumann
Seitenblicke-Redakteur

Ich habe neulich bei einem Innenstadtschneider in Wien einen Herrenanzug um 4180 Euro gesehen. In Schilling umgerechnet wären das 56.000 Schilling. Und obwohl ich weiß, dass man das nicht mehr so umrechnen darf, halte ich das für etwas obszön. Denn an dem Anzug war nichts Besonderes - der war nicht einmal an den Körper genäht, sondern einfach nur ein guter Anzug aus guter italienischer Fertigung. Ich finde das erstaunlich. So viel kann doch kein Anzug wert sein:

Foto: Aleksandra Pawloff

Ich frage mich, wofür man da bezahlt - obwohl ich natürlich weiß, dass es viele Menschen gibt, die sich über den Preis ihrer Konsumartikel definieren. Klar, bei Damenmode ist es auch so, dass da oft extreme Summen bezahlt werden. Ich war deshalb bisher froh, dass ich mir die Frage, ob solche Luxusdinge meinen Luxuskörper umhüllen sollen, nicht stellen musste. Aber bei so einem Herrenanzug kommt schon noch ein Aspekt dazu: Wer sieht denn, dass der so teuer ist? Niemand - höchstens ein Schneider. Und das ist bei Damenmode schon anders.

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Christine Fink
Blumenladen "Blumenkraft"

Ganz in meiner Nähe, gleich in der Schleifmühlgasse, steht ein Sparschwein in einer Auslage. Es ist so groß wie ein Ferkel, schaut frech und fröhlich drein. Ich glaube, es ist aus Aluminium. Und wenn man das gesparte Geld wieder rausholen will, muss man es nicht zerstören: Es hat einen Stöpsel. An dem Schwein gehe ich jetzt schon längere Zeit vorbei und kaufe es nicht - weil es doch 290 Euro kostet. Und ich bin mir nicht sicher, ob ich es wirklich brauche. Ich kämpfe noch:

Foto: Aleksandra Pawloff

Ich will es, denke mir aber, dass es nicht vernünftig ist. Wer braucht schon ein Sparschwein? Natürlich ist das so wie bei Blumen. Das kann man absolut vergleichen: Blumen braucht man ja auch nicht - aber sie sind wunderschön. Darum geht es nicht ohne sie. Deshalb weiß ich auch, dass mein Bauch gewinnen wird. Das ist einfach die schönere Entscheidung. Aber es muss nur der richtige Zeitpunkt da sein: Entweder kaufe ich das Schwein dann, weil ich fröhlich bin oder aber weil ich schlecht drauf bin - und ich mir selbst eine Freude machen will. (Thomas Rottenberg/Der Standard/rondo/11/04/2008)
Fotos: Aleksandra Pawloff

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