Foto: Rottenberg

Jeweils montags und donnerstags eine Stadtgeschichte Thomas Rottenberg

Es war am Wochenende. Da hat sich der Professor gemeldet und erzählt, dass er sich gefreut hat. Denn, schrieb der Professor, dass jemand das kleine Icon seiner Studierenden nicht nur gesehen, sondern auch wahrgenommen und zum Anlass für Fluchtphantasien benutz habe, sei doch ein Zeichen dafür, dass die Idee – also das Projekt an dem der Professor und seine Studenten derzeit arbeiten – einen guten Gedanken richtig verfolge. Weil die Welt Fluchtwege brauche.

Der Professor hat – ganz untypisch für dies Kolumne – einen vollen Namen: James G. Skone. Und Herr Skone leitet das Departement Design, Architektur und Environment (DAE) für Kunstpädagogik an der Universität für angewandte Kunst. Ebendort betreut er gemeinsam mit Miki Martinek eine Studentengruppe (Thomas Reibnegger, Robert Fröhlich, Tanja Willers und Kerstin Nowotny) – und die arbeitet seit Oktober an einem Fluchtwegeprojekt. "Näheres", schreibt Skone, "würden wir Ihnen gerne selbst beschreiben."

Was dahinter steckt

Darum lasse ich nun den Professor – leicht gekürzt – selbst erzählen.

"Unsere Abteilung hat im WS (Okt.07) mit einem Projekt begonnen, das sich mit Orientierungsleitsystemen (im erweiterten Sinne) im öffentlichen Raum beschäftigt. ... Eine Gruppe hatte die Idee, ein "Fluchtwegkonzept" zu erstellen, das es Menschen in Wien ermöglichen soll, in kurzer Zeit, durch die Nutzung der Wiener Linien, ins Freie zu gelangen."

"Szenario: Ich stehe an einem schönen Tag am Graben, habe ca . 45 Minuten Zeit zwischen zwei Terminen oder gerade Pause und möchte raus aus der Stadt. Dann finde ich einen Hinweis, der mir sagt: In 10 Minuten bist Du auf der Donauinsel...

Oder: ich stehe am Karlsplatz und ich werde daran erinnert, dass ich mit der U4 in 20Minuten im Dehnepark, oder im Lainzer Tiergarten sein kann etc..."

Türen

"Im Prinzip", schreibt der Professor, sei dies also "eine Art Erweiterung des "rundumadum" Wegkonzeptes der Uli Sima, nur bewegen wir uns sternförmig aus der Stadt. Das gestalterische Konzept sieht derzeit so aus: An bestimmten Orten in Wien gibt es eine große Tür (mit einem "Fluchtweg" Zeichen analog dem, das sie gesehen haben) als Eycatcher und Installation.

Darauf oder dabei ein Dispensor mit Prospekten, wo der "Fluchtweg"

(oder mehre Alternativen) beschrieben sind, mit Landkarte, Verkehrsmittel der Wiener Linien und Bestimmungsort."

"Auf der Strecke befinden sich dann immer wieder die entsprechenden Fluchtweg-Zeichen als Bestätigung des richtigen Weges (oder auch um die Öffentlichkeit neugierig zu machen.) Am Bestimmungsort befindet sich dann wieder eine Tür im Gelände als Zielangabe."

Flucht nach oben

Freilich, räumt der Professor ein, sei dies derzeit "alles noch im Konzeptstadium" – aber auch längst noch nicht alles: außerdem seien nämlich auch "Fluchtwege "nach Oben" in Ausarbeitung, also Orte, von wo man auf Wien hinunterschauen kann." Und nur als l´art-pour-l´art-projekte wollen Skone und sein Team das Projekt auch nicht verstanden wissen: "Wir möchten natürlich, wenn die Konzepte ausgegoren sind, auch die entsprechenden Verantwortlichen der Stadt Wien ansprechen. Das haben wir noch nicht."

Spannend, verrät der Professor, sei aber allemal, was da an der Angewandten ausgeheckt werde: "Die weiteren Projekt, die im Entstehen sind beschäftigen sich mit einem Leitsystem, dass den User nur durch Oberflächen und Gebäudestrukturen leitet, bzw. dem Einsatz von Kletterwandgriffen in Kontexten außerhalb von Kletterwänden." Aber: "Wie gesagt, es ist alles im Entstehen." (Thomas Rottenberg, derStandard.at, 10. April 2008)