Das neue CD-Cover des Sängers und Produzenten Idan Raichel.

Foto: The Idan Raichel Project

Wien/Tel Aviv – Am Ende des Tages gehe es bei einem Friedensvertrag nicht darum, dass irgendwelche Leute irgendein Papier unterzeichnen, sagt Idan Raichel. Sondern darum, Projekte zu verwirklichen, an denen Israelis und Palästinenser gemeinsam arbeiten. "Und vielleicht darum, dass wir friedlich darin übereinstimmen, dass wir niemals übereinstimmen werden". Idan Raichel, der Journalisten gerne in der Tel Aviver Nobelbar "Nana" empfängt, ist einer der erfolgreichsten israelischen Gegenwartsmusiker. Die Lieder des Produzenten und Songwriters drehen sich um alles mögliche, aber nie um Politik. Und dennoch geht von seiner Musik ein Hauch von Völkerverständigung aus. Der Songwriter hat im Rahmen seines "Ethan Raichel Project" rund 70 Weltmusiker versammelt. Sie kommen aus Äthiopien, Sudan, Uruguay, den USA, Osteuropa und natürlich Israel. Sie singen auf arabisch und hebräisch, wollen "israelische, nicht jüdische Musik machen". Das politische Spektrum der Band reicht von ganz links bis extrem rechts, sagt Raichel. Dieser Mix kommt gut an: Die letzten beiden CDs Raichels wurden in Israel über 250.000 mal verkauft. Inzwischen tourte die Gruppe durch Australien, die USA und Europa. Edan Raichel begann seine Karriere als Akkordeonspieler, sein Aufstieg folgte nach seiner Dienstzeit bei der israelischen Armee, die er bei der Militärkapelle verbrachte.

"Wir wollen die israelische Gesellschaft als das vorstellen, was sie ist: Ein riesiger multikultureller Schmelztiegel", sagt Raichel über sein Projekt. Das besondere daran, ein israelischer Musiker zu sein, ist, dass er in der ganzen Region nur in zwei Ländern – Ägypten und Jordanien – auftreten könnte. Und dass Journalisten ihn im Ausland ständig nach dem „Krieg“ mit den Palästinensern fragen. Zum Beispiel, warum er den Dienst bei der Armee nicht verweigert hat. "Weil der Dienst nun einmal verpflichtend ist und weil wir in einem Krieg stehen, der uns zwingt uns selbst zu schützen", sagt Raichel.

Aber Israel habe auch ein anderes, schöneres Gesicht, dass nichts mit der Gewalt und den Bildern von CNN zu tun habe und das er der Welt gerne zeigen wolle. Was ist sein größter Traum als Musiker? "Mein größter Traum? Einmal in Damaskus spielen", antwortet Raichel. Vielleicht auch in Saudi-Arabien. Eines Tages wird es so weit sein, ist Raichel überzeugt. Wenn auch nicht nächstes Jahr, fügt er hinzu. (András Szigetvari/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9. 4. 2008)