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Protest in luftiger Höhe: Arbeiter entfernen nach drei Stunden Transparente, die Aktivisten auf der Golden Gate Bridge aufgehängt hatten.

Foto: APA/EPA/Monica M. Davey

Infografik: der Weg der olympischen Fackel

Paris (APA/dpa) - Trotz der teilweise gewaltsamen Proteste gegen die chinesische Tibet-Politik beim olympischen Fackellauf wird es nach Angaben des Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Jacques Rogge, keinen Abbruch des Fackellaufes geben. Ein solcher Abbruch werde entgegen anderslautenden Berichten im IOC auch nicht erwogen, sagte Rogge am Dienstagabend in einem Interview des französischen Fernsehsenders "France 3": "Es ist ein Gerücht, das falsch ist. Es gibt keine Diskussion in dieser Richtung."

"So kann es nicht weitergehen

Zuvor hatten andere IOC-Mitglieder bei einer Sitzung der IOC-Exekutive in Peking einen Abbruch des Fackellaufs zumindest indirekt in Erwägung gezogen. "So kann es nicht weitergehen", schimpfte IOC-Mitglied und Stabhochsprung-Weltrekordler Sergej Bubka angesichts der Proteste. IOC-Vizepräsident Thomas Bach gab zu bedenken: "Man muss sehr sorgfältig abwägen. Ein Abbruch der Fackelläufe würde ein Zurückweichen vor Gewalt bedeuten. Wenn man gegen Gewalt ist, muss man auch gegen Gewalt aufstehen. Je bedrohter eine positive Botschaft ist, umso wichtiger ist sie."

Treffen mit Chinas Premier Jiabao

IOC-Präsident Jacques Rogge wird an diesem Mittwochnachmittag (Ortszeit) in Peking mit Chinas Premierminister Wen Jiabao über den Stand der Vorbereitungen für die Olympischen Sommerspiele sprechen. Dies bestätigte der Norweger Gerhard Heiberg, Mitglied des Exekutiv-Komitees des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). Zudem trifft sich die IOC-Exekutive am Nachmittag zu einer bereits am Wochenende anberaumten außerordentlichen Sitzung, in der auch die weitere Vorgehensweise beim olympischen Fackellauf nach den zahleichen Protestaktionen diskutiert werden soll.

Tradition in Frage gestellt

Nach den Protesten in London und Paris hat ein hochrangiger Vertreter des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) die Tradition des Fackellaufs in Frage gestellt. Zwar sollte die 137.000 km lange Reise nach Peking, die bisher längste der Olympia-Geschichte, wie geplant fortgesetzt werden, sagte IOC-Pressechef Kevan Gosper am Dienstag. Das IOC solle jedoch erwägen, die Flamme künftig aus dem griechischen Olympia direkt in das jeweilige Gastgeberland zu schicken.

Proteste verurteilt

Gleichzeitig verurteilte Gosper, der als Chef der Medien-Kommission auch IOC-Mitglied ist, die jüngsten Proteste in London und Paris. Die Demonstranten seien professionelle Störer, die "voller Verbitterung und Hass" seien, erklärte der Australier. "Alles, was ich sagen kann ist, dass wir äußerst enttäuscht sind." Das IOC forderte deshalb, "das Recht der Fackel" zu respektieren, "friedlich herumgereicht zu werden".

Mit ihren Protesten gegen das chinesische Vorgehen in Tibet hatten die Demonstranten in Paris am Montag trotz riesigen Polizeiaufgebots den Abbruch des olympischen Fackellaufs erzwungen. Die Fackel war nach Polizeiangaben sogar für rund 20 Minuten erloschen. Auch in London hatte sich die Zeremonie am Sonntag zu einem Sprießrutenlauf entwickelt.

Sportler: "völlig geschockt"

Stabhochsprung-Weltrekordler Sergej Bubka, Mitglied der IOC-Exekutive, zeigte sich "völlig geschockt" über die Vorfälle in Paris. Am Rande der olympischen Woche in Peking sagte der Ukrainer am Dienstag, er sei "schockiert und enttäuscht, wie die Politiker den Sport und die Athleten benutzen". "Ich verurteile es, wie die Olympische Flamme missbraucht wird. Sie ist ein Symbol des Friedens", erklärte Bubka, seit 1999 IOC-Mitglied.

Der Sprecher des Pekinger Organisationskomitees der Spiele, Sun Weide, erklärte unterdessen, der Fackellauf werde wie geplant weiter geführt. "Keine Kraft" könne ihn stoppen: "Der Fackellauf wird seine Reise weiter fortsetzen mit der Unterstützung von Menschen in der ganzen Welt." (APA/dpa/Reuters)