Politik im "Schredder"
Am Samstag vor einem Jahr, am 5. April 2007, hatte das streitbare Gemeindeoberhaupt noch mit den Worten "Ich lege die Politik nicht ad acta, ich schmeiß sie in den Schredder" den Hut genommen. Nach einem Jahr Auszeit als "Konsulent" für eine Industrieanlagenbau-Firma scheinen in Böhm neue politische Ambitionen zu erwachen. Diese seien aber nicht aus einem Frust heraus entstanden. "Die Zeit jetzt ist herrlich. Ich hab einen tollen Job und bin in ganz Europa unterwegs", erzählt Böhm. Er werde sich eine mögliche Kandidatur jetzt "in aller Ruhe überlegen", Chancen rechnet sich der 69-Jährige aber auf jeden Fall aus. "Ich bekomme in Pasching unzählige positive Rückmeldungen", schildert das einstige Gemeinde Enfant terrible.
Allein unter Genossen
Den Gemeinderatssaal hat der Ex-Bürgermeister seit seinem Rücktritt nicht mehr betreten. "Was soll ich bei diesen Blitzern?", sagt Böhm grinsend. Und auch mit den eigenen Genossen hat Böhm gebrochen: "Zur Paschinger SPÖ habe ich überhaupt keinen Kontakt mehr und mit meinem Nachfolger rede ich kein Wort."
Dabei war der aktuell amtierende SPÖ-Bürgermeister Peter Mair vor einem Jahr noch der erklärte Wunschkandidat Böhms. "Es sind Versprechen nicht eingehalten worden. Die eigene Fraktion hat mich als allein Verantwortlichen für die Schulden hingestellt. Dabei haben die jedes aufgenommene Darlehen im Gemeinderat mit beschlossen. Aber na ja: Feind-Todfeind-Parteifreund". Die Einschätzung dürfte stimmen, wie auch der jüngste Gemeinderatsbeschluss in der Causa Böhm zeigt.
Nach dem die Staatsanwaltschaft Linz vor einem Monat den Fall Böhm endgültig zu den Akten legte, hatte Bürgermeister Mair in Eigenregie das Rechtsmittel der "Wiederaufnahme" ergriffen und sich diesen Böhm-Affront am Donnerstag im Gemeinderat absegnen lassen. "Ein Irrsinn. Aber die wollen die Causa am Köcheln halten, da sie Angst haben, dass ich wieder komme", ist Böhm überzeugt. Doch trotz aller Turbulenzen mit den Genossen freut sich Böhm schon auf "ein ganz besonders" Jubiläum im Juni: "Da bin ich seit 50 Jahren Parteimitglied der SPÖ."
VfGH-Beschwerde