Von Fritz Böhm kommen deutliche Rauchzeichen. Die bekannteste Kommunal-Glatze Österreichs denkt an einen Rücktritt vom Rücktritt

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Linz - "Grüß Gott, Herr Bürgermeister. Geht's eh gut?" Freundlich erkundigt sich ein Pensionist nach dem Befinden des Herrn in der schwarzen Designer-Robe. Genüsslich zieht dieser an seiner Zigarre und antwortet gewohnt lässig: "Mir geht's blendend. Auch wenn ich derzeit kein Bürgermeister bin." Fritz Böhm ist in den Köpfen der Leute, auch ein Jahr nach seinem Rücktritt als umstrittener Bürgermeister von Pasching. Und er scheint den Weg zurück an die Spitze zu planen. "Es gibt doch nichts schöneres als Kommunalpolitik. Ich überlege ernsthaft bei der nächsten Bürgermeisterwahl 2009 mit einer eigenen Liste zu kandidieren", kündigt Fritz Böhm im Gespräch mit dem Standard an.

Politik im "Schredder"

Am Samstag vor einem Jahr, am 5. April 2007, hatte das streitbare Gemeindeoberhaupt noch mit den Worten "Ich lege die Politik nicht ad acta, ich schmeiß sie in den Schredder" den Hut genommen. Nach einem Jahr Auszeit als "Konsulent" für eine Industrieanlagenbau-Firma scheinen in Böhm neue politische Ambitionen zu erwachen. Diese seien aber nicht aus einem Frust heraus entstanden. "Die Zeit jetzt ist herrlich. Ich hab einen tollen Job und bin in ganz Europa unterwegs", erzählt Böhm. Er werde sich eine mögliche Kandidatur jetzt "in aller Ruhe überlegen", Chancen rechnet sich der 69-Jährige aber auf jeden Fall aus. "Ich bekomme in Pasching unzählige positive Rückmeldungen", schildert das einstige Gemeinde Enfant terrible.

Allein unter Genossen

Den Gemeinderatssaal hat der Ex-Bürgermeister seit seinem Rücktritt nicht mehr betreten. "Was soll ich bei diesen Blitzern?", sagt Böhm grinsend. Und auch mit den eigenen Genossen hat Böhm gebrochen: "Zur Paschinger SPÖ habe ich überhaupt keinen Kontakt mehr und mit meinem Nachfolger rede ich kein Wort."

Dabei war der aktuell amtierende SPÖ-Bürgermeister Peter Mair vor einem Jahr noch der erklärte Wunschkandidat Böhms. "Es sind Versprechen nicht eingehalten worden. Die eigene Fraktion hat mich als allein Verantwortlichen für die Schulden hingestellt. Dabei haben die jedes aufgenommene Darlehen im Gemeinderat mit beschlossen. Aber na ja: Feind-Todfeind-Parteifreund". Die Einschätzung dürfte stimmen, wie auch der jüngste Gemeinderatsbeschluss in der Causa Böhm zeigt.

Nach dem die Staatsanwaltschaft Linz vor einem Monat den Fall Böhm endgültig zu den Akten legte, hatte Bürgermeister Mair in Eigenregie das Rechtsmittel der "Wiederaufnahme" ergriffen und sich diesen Böhm-Affront am Donnerstag im Gemeinderat absegnen lassen. "Ein Irrsinn. Aber die wollen die Causa am Köcheln halten, da sie Angst haben, dass ich wieder komme", ist Böhm überzeugt. Doch trotz aller Turbulenzen mit den Genossen freut sich Böhm schon auf "ein ganz besonders" Jubiläum im Juni: "Da bin ich seit 50 Jahren Parteimitglied der SPÖ."

VfGH-Beschwerde

Thema bei einer möglichen Kandidatur werden unvermeidlich Böhms Gerichtsverfahren sein. Bei einem Prozess im Mai 2006 am Linzer Landesgericht war er wegen Untreue, schweren Betrugs und Amtsmissbrauchs zu 41.000 Euro Geldstrafe und einer bedingten Haftstrafe von 18 Monaten verurteilt worden. Auf die Anklagebank brachten Böhm vor allem seine umstrittenen Doppelbezüge einerseits als hauptamtlicher Gemeindechef, andererseits als Geschäftsführer einer gemeindeeigenen Straßenfinanzierungs Gmbh. "Das Verfahren liegt derzeit beim Verfassungsgerichtshof. Es wird sich zeigen, dass ich die Bezüge zu Recht erhalten habe", ist Böhm überzeugt. (Markus Rohrhoferm, DER STANDARD Printausgabe, 5./6.4.2008)