Zunge ans Establishment: Uschi Glas in "Zur Sache Schätzchen".

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Ein Gammler aus München gibt seiner Verdrossenheit an der bürgerlichen Welt mit geistreichen Zynismen Ausdruck. Systemkritisch stript Uschi Glas den Hütern des Gesetzes was vor: May Spils Erstling ist eine einsame Schneeflocke des „Neuen Deutschen Films“ und daher zu Recht Kult.

Zu genießen ist „Zur Sache, Schätzchen“ am Sonntag, 17.40 Uhr, beim 3sat-Thementag über die 68er. 24 Stunden wird das Jahr und die Zeit mit Kostbarkeiten aus dem Archiv televisionär nacherzählt.

Roman Brodmanns Film (10.40) über den Staatsbesuch des persischen Kaiserpaares im Jahr 1967 zählt dazu. Jenseits des Zeremoniells tobten Straßenschlachten. Der original 68er-Jahresrückblick von Klaus Harpprecht und Waldemar Besson folgt um 12.25 Uhr. Die Blockade des Springer-Verlags durch Studenten 1968 hielt Kurt Rosenthal (12.25) fest.

Um 15.20 Uhr wallen in „Hair“ die Mähnen, später entblättert sich besagtes Schätzchen. Uschi Glas kommt um 20.15 Uhr in der Doku „Generation 68. Ein Roadmovie“ ebenso zu Wort wie Stern-Chefredakteur Hans-Ulrich Jörges oder Autorin Juli Zeh. Dem „Mythos 1968“ gehen in der „Kulturzeit“ Journalistin Franziska Augstein, Historiker Götz Aly, Philosoph Axel Honneth, Autor Klaus Theweleit und Filmemacher Andres Veiel nach.

Uschi Obermaier in „Rote Sonne“, ein Porträt Rudi Dutschkes und der „Club 2“ mit ihm aus dem Jahr 1978 bringen späte Höhepunkte bis 3.30 Uhr.

Arte steigt ins Thema am Dienstag, 15.4., ein. Zwei Dokus über „Eine Kindheit ohne Zwang und Zeigefinger“ erinnern ab 21 Uhr an antiautoritäre Erziehung. „Rot liegt in der Luft“ bringt Chris Markers Bilanz über die politischen Bewegungen der 1960er. (prie/DER STANDARD; Printausgabe, 5./6.4.2008)