Franziska Moser leitet das Kursprogramm für Mütter und Väter: "Wichtig ist, dass man die Eltern dort abholt, wo sie mit ihrem Wissen stehen", sagt sie.

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Gesunde Ernährung ist einer der drei Schwerpunkte im "Lehrplan". In den beiden anderen Modulen geht es um die Zeit nach der Geburt und um Gesundheitsvorsorge.

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Auch die Baby-Spielgruppe gehört zum Angebot der Elternschule am Salzburger Landeskrankenhaus.

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Salzburg – "Ich kann mich an meine eigene Unsicherheit erinnern, als mein Sohn geboren wurde. Gerade auch Alleinerziehende sind mit vielen Fragen konfrontiert" – Margret Hader, Pflegedirektorin im Salzburger Landeskrankenhaus, kennt die Sorgen vieler frisch gebackener Eltern: Was heißt es, wenn das Baby schreit? Wie stille ich richtig? Wie ernähre ich mein Kind? Welche Impfungen braucht es? – Solche und noch viele andere Fragen klärt in Zukunft die neue Salzburger "Elternschule".

31 Kurse im Angebot

Ingesamt 31 verschiedene Kurse umfasst das Programm, das Anfang April vorgestellt wurde. Von "Sexualität und Verhütung in der Stillzeit" bis zu "Übergewicht bei Kleinkindern" wird kaum ein Problem ausgelassen, das sich für junge Eltern stellt. Die Kurse und Workshops sind in drei Module eingeteilt, die sich mit der ersten Zeit nach der Geburt, mit der richtigen Ernährung sowie mit Gesundheitsvorsorge und Sicherheit auseinander setzen.

Eltern sollen einander kennen lernen

Die Initiative zur Elternschule ging von Kinderkrankenschwester und Stillberaterin Franziska Moser aus. Sie leitet nun auch das Programm. "Es gibt keine Fragen, die nicht gestellt werden dürfen und sollen", sagt sie. Deshalb biete man vor allem kleine, workshopartige Veranstaltungen mit nur wenigen Teilnehmern an. Neben der Weiterbildung diene das Angebot auch der Kommunikation: Die Eltern sollten sich untereinander kennen lernen, vielleicht auch außerhalb der Kurse etwas zusammen unternehmen, hofft Moser.

Unsicherheit trotz "Bergen" Literatur

Mütter und Väter seien zunehmend verunsichert, ob sie mit ihren Kindern alles richtig machen, sagt die Leiterin der Elternschule – obwohl sie oft schon während der Schwangerschaft "Berge von Literatur verschlingen". Pflegedirektorin Hader nennt einen Grund dafür: "In den Großfamilien wurde früher das Wissen zur Kinderpflege von Generation zu Generation weitergegeben. Heute findet dies nicht mehr statt."

Unfallgefahr ist groß

Ein besonderer Schwerpunkt des Lehrplans ist die Unfallverhütung. Unfälle sind bei Kindern bis fünf Jahren Todesursache Nummer eins: Jährlich gibt es in Österreich 50 bis 70 Todesopfer. Am gefährlichsten ist es für die Kleinen in den eigenen vier Wänden, sagt Günther Schimpl, Vorstand der Uniklinik für Kinder- und Jugendchirurgie: "Es beginnt mit dem Sturz vom Wickeltisch bei den Kleinsten, geht über Abstürze von Tischen, Sesseln und Treppen bis hin zu Verbrühungen, Trinken ätzender Substanzen oder Vergiftungen."

Laufwägen "völliger Unsinn"

"Man kann in drei Viertel der Fälle den Unfall verhindern oder die Unfallfolgen lindern. Das sind zu 99 Prozent sehr einfache Mittel", sagt Schimpl: Statt am Wickeltisch auf der Waschmaschine solle man Säuglinge etwa lieber am Boden wickeln. "Da kann sicher nichts passieren." Ein besonderer Dorn im Auge sind dem Chirurgen auch die so genannten Lauflernwägen: "Das ist völliger Unsinn. Es gibt viele Studien, die belegen, dass solche Laufwagerl die Lernentwicklung sogar verzögern." Dafür sei die Gefahr enorm, dass Babys mit dem Wagen an Türabsätzen umkippen oder über Treppen stürzen.

Höchstens zehn Euro pro Kurs

Die Kurse der Elternschule kosten maximal zehn Euro, zwei Drittel sind überhaupt kostenlos. Als Referenten fungieren großteils Ärzte und Pflegeexperten aus dem Landeskrankenhaus. Fast jeden Tag werde eine Veranstaltung angeboten, sagt "Schulleiterin" Moser. Auch für Mütter und Väter mit anderer Muttersprache als Deutsch ist vorgesorgt: Für Türkisch, Serbokroatisch, Spanisch, Englisch und Französisch sind Dolmetscher verfügbar. Programme sind in der Schwangerenambulanz, auf der Entbindungsstation, bei Gynäkologen und Kinderärzten erhältlich.

In Zukunft "Elternführerschein"?

Die Elternschule wolle den niedergelassenen Kinderärzten aber keinesfalls Konkurrenz machen, sagt Wolfgang Sperl, Vorstand der Uniklinik für Kinder- und Jugendheilkunde: "Im Gegenteil – sie soll eine Ergänzung und Verstärkung der Information sein." Das Kursangebot ist auch nicht völlig neu. Einzelne Programmteile wie der Stillkurs werden schon jahrelang angeboten. Fernziel sei es, dass Eltern die Module mit einem Zertifikat abschließen können: "Eine Art Führerschein", sagt Sperl. (Markus Peherstorfer, derStandard.at, 5.4.2008)