"Ein mulmiges Gefühl ist schon da", sagt Tanja Schett, "und nervös bin ich auch ein bisschen." Schließlich seien doch einige Blicke, viele, viele Argusaugen auf sie gerichtet. Aber was sind schon die Herren aus der Bundesliga gegen die Hundertschaften von Unterklassekickern, gegen die sich die FIFA-Schiedsrichterin schon behaupten musste. "Pfeifen muss ich immer gut." Zuletzt leitete Schett am Sonntag das Semifinale der Champions League der Damen in Lyon. Und beim Finale des Algarve-Cups in Portugal zwischen den USA und Dänemark vor drei Wochen lauschten immerhin auch 15.000 Fans ihren Pfiffen.
Fußball hat die am 9. Juli 1974 Geborene nie selbst gespielt, obwohl ihre Mutter im Damenteam ihres Heimatortes St. Magdalen bei Villach kickte. Das ambivalente Verhältnis eines Referees zu den Fans, die man manchmal mit und viel öfter gegen sich hat, war für Schett aber mit ein Grund, um, wie sie sagt, "in die Schiedsrichterei einzutauchen". Als 19-Jährige in Salzburg, wo sie die Pädagogische Akademie besuchte und am Mozarteum Querflöte spielte, meldete sie sich auf ein entsprechendes Zeitungsinserat des Fußballverbandes. Der Premiere, einem Nachwuchsspiel der U10 in Fuschl, folgte gleich eine einjährige Pause vom Schiedsrichterdasein. "Im ausgestrahlten TV-Beitrag sah ich zu unsportlich aus für einen Sportler."
Nach ihrer Kärnten-Rückkehr lernte sie Schiedsrichterkollegin Maria Trampusch kennen, hing an ihren Lippen, als sie von der großen weiten Welt sprach, die einem Referee offenstehe. Der Ehrgeiz war wieder geweckt. Heute hat sie Spiele in etwa 30 Ländern geleitet. "Ich weiß nicht, ob ich sonst nach Weißrussland oder in die Ukraine gekommen wäre." 2005 hat Schett im Rahmen eines Schiedsrichterauftrags im gleichen Madrider Hotel wie das Team von Real genächtigt, dort mit Stars wie Luís Figo oder David Beckham getratscht.