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Wien - Weil jetzt im April eine neue Verhandlungsrunde zwischen Bund und Länder über die Regelungen zur Wohnbauförderung startet, hat die Umweltschutzorganisation Global 2000 eine Untersuchung über den Status quo der Treibhausgasemissionen beim Gebäudebestand vorgelegt. Der Succus der Untersuchung, die vom technischen Büro Stefan Moidl Solutions durchgeführt wurde: Österreich hinkt bei der Reduzierung der Emissionen, die durch Gebäudewärme verursacht werden, anderen Ländern wie Deutschland (minus 20 Prozent seit 1990) oder Schweden (minus 60 Prozent) stark hinterher. "Die Emissionen im Gebäudebereich sind in Österreich nahezu gleich geblieben", sagt Silva Herrmann, Klimasprecherin von Global 2000. Von den 3,3 Millionen Gebäuden in Österreich zeigt sich der weitaus größte Handlungsbedarf bei den rund 1,5 Millionen Ein- und Mehrfamilienhäusern, die nach dem Zweiten Weltkrieg bis 1980 errichtet wurden (siehe Tabelle).

Allerdings dürften die Verhandlungen, die im Rahmen einer Sonderbestimmung zum Finanzausgleich ("15a-Verhandlungen") bis Jahresende 2008 abgeschlossen sein müssen, nicht so einfach werden. Der vom Lebensministerium erstellte Entwurf über "gemeinsame Qualitätsstandards für die Förderung der Errichtung und Sanierung von Gebäuden zum Zweck der Reduktion des Ausstoßes von Treibhausgasen" greift bei den wesentlichen Vorschlägen in das labile Verhältnis Bund/Länder ein. Etwa, wenn Anreize für eine "verkehrs- und flächenverbrauchsminimierende Bebauung" gefordert wird oder die Gewährung von Förderungen bei Wohnhaussanierungen mit ökologischen Mindeststandards verknüpft werden.

"Der Entwurf hat viel Gutes", urteilt denn auch Herrmann. Allerdings sieht sie den Entwurf zu wenig auf das Problem fokussiert, dass in Österreich bei Nichtwohngebäuden (Büros, Einkaufsflächen, Schulen) die Treibhausgasemissionen besonders stark angestiegen sind. Auch werde zu wenig auf die Gebäude des Bundes eingegangen: "Der Bund muss Vorbildwirkung haben. Außerdem lässt sich beim Bund eine Sanierungsoffensive relativ schnell durchführen." Ausgenommen aus den ökologischen Mindestanforderungen sind in der Regel historische Gebäude und Bauten unter Denkmalschutz. (Johanna Ruzicka, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 3.4.2008)