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Aussichtsreichster Kandidat bei den Präsidentschaftswahlen am kommenden Sonntag, den 6. April, ist der derzeitige Amtsinhaber Filip Vujanovic. Seit Mitte der 90er Jahre gehört Vujanovic zur Führung der Demokratischen Partei der Sozialisten (DPS). Im Mai 2003 war er Ministerpräsident. In dieser Funktion schrieb er 2006 das Referendum über den Austritt aus dem Staatenbund Serbien-Montenegro aus. Die Mehrheit der Bevölkerung war dafür.

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"Nicht in der Zwickmühle" lautet der Wahlkampfslogan von Vujanovic. Er will sich für eine weitere Verbesserung der Lebensqualität einsetzen und rühmt sich alle seine bisher gegebenen Wahlversprechen auch umgesetzt zu haben. Im Herbst 2007 unterzeichnete Montenegro das Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen mit der EU. Das Abkommen gilt als erster wichtiger Schritt Richtung EU-Beitritt. In Kürze will sich Montenegro um den Status eines Beitrittskandidaten bewerben.

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Wichtigster Gegenspieler des derzeitigen Premiers ist Andrija Mandic. Er ist Fraktionschef der oppositionellen Parteienkoalition "Serbische Liste", die er mit seiner vor elf Jahren gegründeten "Serbischen Volkspartei" (SNP) anführt. Mandic sprach sich gegen die Unabhängigkeit Montenegros aus, konnte sich aber bei dem Referendum nicht durchsetzen. Die "Serbische Liste" stellt zwölf von insgesamt 81 Abgeordneten im Parlament. Die Regierende DPS von Präsident Vujanovic hat zusammen mit ihrem Koalitionspartner, der Sozialistischen Partei, 41 Abgeordnete. Als das serbische Parlament beschloss, die serbische Staatsbürgerschaft auch den Serben im Ausland zugänglich zu machen, war Mandic unter den ersten Personen, die diese annahmen.

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Der dritte Bewerber um das Präsidentenamt ist Nebosja Medojevic. Er begann seine politische Karriere in der Sozialistischen Partei, dem Junior-Partner der regierenden DPS. Mittlerweile ist Medojevic allerdings Vorsitzender der "Reformorientierten Bewegung für Veränderung" (PZP). Seiner Partei ist es aber nicht gelungen, eine starke Infrastruktur aufzubauen. Das dürfte auch Nachteile für seine Chancen auf das Präsidentenamt mit sich bringen. Hinter vorgehaltener Hand kritisieren Parteifreunde sein aufbrausendes Temperament und das fehlende Sitzfleisch bei parteiinternen Sitzungen.

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Vierter Bewerber ist Srdjan Milic. Er entschied sich erst 2002 in die Politik zu gehen. Zuvor verdiente er sein Geld im Tourismus-Bereich. Seit November vergangenen Jahres ist er Chef der, außerhalb Montenegros kaum bekannten, pro-serbischen "Sozialistischen Volkspartei" (SNP). Der Kurs der Partei: Klare Ausrichtung an der EU und die Befürwortung eines Nato-Beitritts.

Montenegro ist seit dem 3. Juni 2006 ein unabhängiger Staat. In dem kleinen Staat der an Kroatien, Bosnien und Herzegovina, Serbien und das Kosovo grenzt, leben 622.000 Menschen. Die Mehrheit der Bevölkerung bezeichnet sich selbst als Montenegriner. Ob aber Montenegriner zu den Serben zu zählen sind, ist unter den Einwohnern umstritten. Im Jahr 1992 entschieden sich noch mehr als 95 Prozent der Montenegriner bei einem Referendum für den Verbleib in dem Staatenverbund Serbien-Montenegro. Aber die Spannungen zwischen Serbien und Montenegro wuchsen im folgenden Jahrzehnt auch aufgrund der Balkan-Kriege. Der Staatenbund funktionierte nicht. Bei einer neuerlichen Volksabstimmung im Jahr 2006 votierten die Montenegriner für eine Auflösung des Staatenbundes - Montenegro wurde ein unabhängiger Staat.

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Allerdings ist das Verhältnis zu Serbien seit der montenegrinischen Unabhängigkeitsausrufung eher kühl, auch wenn sich der serbische Präsident Boris Tadic und Vujanovic bei einem Treffen in Cetinje kurz danach auf "bestmögliche Beziehungen" einigten. Erst vor einigen Wochen entsandte Belgrad einen Botschafter nach Podgorica. Auf Ebene der Regierungschefs gab es seit Juni 2006 noch keine gegenseitigen Besuche, was offensichtlich nicht auf einen Beschluss Podgoricas zurückzuführen ist. Der serbische Ministerpräsident Vojislav Kostunica nahm das Ergebnis des montenegrinischen Unabhängigkeitsreferendums nur zähneknirschend hin.

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