Er bezahlte seinen Einsatz im Irak mit dem Leben: Bert Nussbaumer Ende Oktober 2006 als Mitarbeiter der Crescent Security Group. Mitte November wurden er und vier US-Kollegen entführt.

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Washington/Wien – "Die Qual der Ungewissheit der letzten eineinhalb Jahre weicht nun trauriger Gewissheit. Bert Nussbaumer ist nicht mehr am Leben." Mit Betroffenheit reagierte Österreichs Außenministerin Ursula Plassnik am Samstag auf die Nachricht vom Tod des Oberösterreichers, der im November 2006 mit vier US-Amerikanern im Irak verschleppt worden war. "Bert Nussbaumer ist offenbar Opfer eines menschenverachtenden Verbrechens geworden", erklärte sie in einer Aussendung. Der oberösterreichische Landeshauptmann Josef Pühringer kondolierte den Angehörigen.

In der Nacht auf Samstag hatte die US-Bundespolizei FBI in einer knappen Presseerklärung bekanntgegeben, dass eine Ende vorvergangener Woche im Südirak gefundene Leiche als Nussbaumer identifiziert worden war. Details wurden nicht genannt.

Auch das Wiener Außenamt wollte auf Standard-Anfrage keine Angaben zum Ort, Zeitpunkt oder zu den Todesumständen machen. Sprecher Peter Launsky-Tieffenthal verwies als Begründung auf die anhaltende Suche nach einer sechsten Person, dem mit Nussbaumer verschleppten Jonathon Cote. Laut US-Berichten unter Berufung auf Cotes Familie ist eine weitere Leiche in der Nähe der südirakischen Stadt Basra entdeckt worden; die Bergung habe sich offenbar durch die dortigen Kämpfe verzögert.

Nussbaumer und seine Kollegen hatten für die private US-Sicherheitsfirma Crescent Security Group gearbeitet und waren entführt worden, als sie im Südirak einen Konvoi bewachten. Vier der fünf sind inzwischen tot geborgen worden. Zwei zusammen mit Nussbaumer gefundene Leichen waren bereits am Donnerstag als seine Kollegen Paul Reuben und Joshua Munns identifiziert worden. Eine weitere mit dem Österreicher entführte Geisel, John Ray Young, sowie der im Jänner 2007 verschleppte Ronald Withrow waren wenige Tage zuvor geborgen worden.

"Keine Informationen"

Die Leiche von Nussbaumer wird laut Außenministerium "in den nächsten Tagen" von den USA nach Österreich überführt. Die Mutter und der Bruder des Getöteten, Maria und Franz Nussbaumer, hatten am Wochenende an einem seit langem geplanten Treffen der Familien der Verschleppten in Minneapolis im US-Bundesstaat Minnesota teilgenommen und die Nachricht vom Tode ihres Angehörigen vor Ort erfahren.

"Ich weiß nicht, was schlimmer ist – zu wissen, dass dein Kind tot ist, oder weiter so zu warten", sagte die Mutter des vermissten Jonathon Cote, Lori Silveri, der Washington Post bei dem Treffen. Angehörige der anderen Geiseln warfen dem FBI vor, bisher keine Informationen über die Umstände erhalten zu haben, wie die Männer ums Leben gekommen sind. Die Polizeibehörde verweist auf weitere Untersuchungen. "Uns ist es nicht gelungen, irgendetwas herauszufinden", sagte Sharon DeBrabander, die Mutter von John Ray Young. "Ich dachte, das wäre ein Abschluss für uns, aber das ist es nicht." Laut Washington Post haben die Familien seit der Entführung eine einmalige Zahlung von je 3500 US-Dollar (2216 Euro) erhalten. Die Männer hätten monatlich 7000 US-Dollar, Young als Teamführer 8000 verdient. Angehörige fordern von der Firma das Geld, diese verweist auf eine Versicherung bei Lloyd’s of London.

Außenministerin Plassnik erklärte in ihrer Aussendung, dass "vonseiten der Entführer nie irgendeine Forderung an Österreich gestellt" worden ist. Ein angeblicher Freund des getöteten Paul Reuben, Mark Koscielski, der sich für die Entführten eingesetzt hatte, wirft den US-Behörden vor, mehrere Gelegenheiten zur Befreiung der Geiseln nicht genutzt zu haben. (red, raa, DER STANDARD Printausgabe/ 31.3.2008)