Go for Gold

Will man das Beste aus sich herausholen, den höchsten Berg erklimmen und über alle Ozeane segeln, darf man sich keine Grenzen setzen. Wer denkt, dies zähle nicht auch fürs Heimkino, der irrt. Für den US-amerikanischen Anlagenbauer Jeremy Kipnis ist es wie ein laufendes Versuchsobjekt – der "Kipnis Studio Standard" (KSS), ein Heimkino-System der Superlative.

Wunschlos glücklich
Jeder Cent der vorläufig sechs Millionen US-Dollar teuren Anlage wurde mit bestem Wissen und Gewissen investiert. Nichts soll fehlen, keine Wünsche dürfen beim Besucher offen bleiben. Das Bild muss – sei die Quelle ein Fernsehtuner, eine DVD oder eine Blu-ray - die Erwartungen des Betrachters übertreffen, der Sound die visuellen Eindrücke in Perfektion an Trommelfell und Magengrube weitergeben.

Kipnis Studios

Präzision

Dem Zufall wurde dabei nichts überlassen. Von der exakten Positionierung der Lautsprecher über die Maßanfertigung der Leinwand, bis zur penibel genauen Abstimmung der fein säuberlich selektierten Komponenten wurde alles am Reißbrett geplant und verwirklicht. Die geschwungene 5,5 m-Leinwand beispielsweise wurde so konstruiert, dass sie jedes Bildformat adäquat darstellen kann, sei es ein Western im CinemaScope-Format oder ein IMAX-Film. Der Haupt-Projektor, ein Sony SRX-R-110, wirft das Bild in einer maximalen Auflösung von 4096 x 2160 Pixel (4K) auf den Schirm. Das entspricht der vierfachen Auflösung handelsüblicher Full-HD-Fernseher. Natürlich schaffen die wenigsten Quellen heutzutage diese Dimensionen. Darum wird das digitale Bild durch Prozessorleistung hochskaliert, um das meiste herauszuholen.

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Wandelbar

Bei den Quellen ist das KSS dabei nicht wählerisch. Blu-ray-Player gehören genauso zum Programm, wie Hi-Vision HD LaserVideo Disc-Player, VHS-Recorder, ein Kabel-Reciever und eine PlayStation 3 für Spiele und Filme in HD. Ein professioneller Medienserver, wie er in Kinos eingesetzt wird, darf auch nicht fehlen. Für Internet und Bilder-Präsentationen wird gleich auf mehrere MacBook Pros zurückgegriffen.

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Ohrenbetäubend

Gute Soundsysteme, sagen die Experten, hören sich leise genauso gut an, wie bei voller Lautstärke. Nun das 8.8-Audio-Kanal-System tut zumindest sein Bestes, um diesen Anforderungen gerecht zu werden. 39 High-End-Lautsprecher decken das gesamte von Menschen wahrnehmbare Frequenzspektrum ab und noch mehr (1Hz - 102,500 Hz). Um nur zwei Details herauszustreichen: 10 mannshohe Snell THX Music & Cinema Reference Tower-Lautsprecher, die George Lukas einst für die erste THX-zertifizierte Anlage anfertigen ließ, decken die Mitten ab. 16 THX Subwoofer mit jeweils 18 Zoll-Membranen lassen sprichwörtlich den Boden erzittern.

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Röhre

Mit über 96.000 Watt aus beinahe ebenso vielen Verstärken wie Lautsprechern werden die Schallwandler angespielt. Verschwenderisch anmutende 30 McIntosch MC-2102 Stereo-Röhren-Verstärker wurden in den Energie-Apparat eingebunden. Dabei sei nicht zu vergessen, dass die zig einzelnen Röhren bei Zeiten auch gewechselt werden müssen. Nur zu gut, dass die Beleuchtung im Schauraum vorwiegend mit langlebigen LEDs umgesetzt wurde.

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Kindheitstraum

Für den audio- und videophilen Ex-Musikproduzenten Jeremy Kipnis ging mit dem KSS ein Kindheitstraum in Erfüllung. Sein ehemaliger Nachbar und Freund der Eltern, Audio-Pionier Henry Kloss, könnte dabei ein nicht zu unterschätzender Einfluss für Kipnis Leidenschaft gewesen sein, erinnerte sich der Anlagenbauer erst kürzlich im Gespräch mit dem US-Fachportal AudioVideoInteriors. "Ich schaue seit meinem vierten Lebensjahr Filme, auf den großen Leinwänden der Kinos", so Kipnis. Die Erinnerung daran habe ihn inspiriert das absolut beste Heimkino zu bauen.

(Im Bild: Plan zum Aufbau der Anlage.)

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Maßanfertigung

Einer seiner Aussagen nach hätte er sein "Cinema Beta" auch verwirklicht, hätte er kein Geschäft dahinter aufbauen können. Aber Kipnis Ansicht nach ist die Zielgruppe gegeben. Es sind Regisseure wie Martin Scorsese oder Peter Jackson, die er ansprechen möchte. Profis, die den Wunsch nach der ultimativen Entertainment-Erfahrung ebenso haben, wie das nötige Kleingeld.

Kipnis passt die Anlage den individuellen Erfordernissen an. Komponenten können variieren, werden auf das Setting abgestimmt. Und anders als in seinem Schauraum sollen in den Räumen der Kunden die Lautsprecher und sämtliche technische Gerätschaft unsichtbar verbaut werden.

(Im Bild: 2005, das erste Jahr des Experimentierens und Testens.)

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Hello...

Ein Traum, den die meisten Menschen im Gegensatz zu Kipnis nur träumen können. Den "wichtigsten" Teil der Anlage, die Fernbedienung, wird dennoch für eine Vielzahl erschwinglich sein. Denn der gesamte Apparat, die tausenden Watt, die unzähligen Lichtsignale werden allesamt von einem iPhone gesteuert. (Zsolt Wilhelm)

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Was man nicht sieht...

ist die Kehrseite der Entertainment-Medaille. Neben dem gigantischen Stromverbrauch - zwei General Electric No. 868 Hi Voltage Transformatoren zur Wandlung von 13,800 Volt auf 240 Volt mit je 800 Ampere sind nötig - sind allerlei "Aufputzmaterialien" nötig, um die elektronische Wucht im "Raum" zu halten. Für seinen Schauraum etwa, verspachtelte Kipnis allein 223 Quadratmeter Spezialschaum für die Akustik. Wer das ambitionierte Projekt nachbauen möchte, findet hier eine ausführliche Liste aller Ingredienzen. Viel Erfolg!

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