Foto: Philips
Heimat bist du vieler Fernseher. In Österreichs Haushalten finden sich Heimkinosysteme im Wert von rund 4,5 Milliarden Euro. Besonders die Flachbildschirme haben es Herr und Frau Österreicher angetan und rechtzeitig zur Euro 2008 soll das heimische Unterhaltungsarsenal nochmals ordentlich aufgerüstet werden. Doch die wenigstens kennen sich mit den Geräten wirklich aus.

Anpfiff zum Einkauf

Wenn es auch auf dem Rasen noch nicht ganz klappt, beim Einkaufen sind die Österreicher jedenfalls Weltmeister. Wie eine Integral-Umfrage unter den Nutzern der Preisvergleichsplattform Geizhals.at ergeben hat, will sich jeder dritte Österreicher und jede vierte Österreicherin vor der Fußballeuropameisterschaft noch einen neuen Fernseher anschaffen. Bei fünf Prozent soll es ein Zusatzgerät sein, damit der Hausfrieden gewahrt ist und jeder das Programm seiner Wahl sehen kann. Die meisten wollen dafür sogar bis zu 1500 Euro ausgeben. Gefragt sind vor allem Full-HD-Fernseher. Wurden in der ersten Hälfte 2006 noch 90.000 Flat-TVs verkauft, waren es im ersten Halbjahr 2007 laut Fachverband der Elektronikbranche bereits 183.000 Stück. Und man gibt sich nicht mit Kleinvieh zufrieden: der Trend geht zu Bildschirmdiagonalen von 37 Zoll und mehr. Denn wenn Österreich ein Tor schießt, will man es schließlich in einer ordentlichen Größe sehen.

Keine Ahnung von Geräten

Die Fußballbegeisterung geht unter der männlichen Bevölkerung sogar so weit, dass sich jeder fünfte Befragte extra für die EM Urlaub nehmen will. Den Urlaub könnten die Österreicher auch gleich für etwas anderes nutzen: nämlich den Umgang mit ihren Neuanschaffungen zu erlernen. Hier sieht es ähnlich düster aus, wie bei der Kondition unserer Spieler. In etwa einem Drittel aller heimischen Haushalte kennt sich nur eine Person mit der Technik aus, wie eine Studie von Lightspeed Research im Auftrag von Logitech ergab.

Technik-affin aber Geräte-scheu

Den Österreichern machen vor allem die komplexen Technologie zu schaffen und die zahlreichen unterschiedlichen Fernbedienungen, die es bereits für alle Gerätekategorien gibt. In 83 Prozent aller Haushalte kullern immerhin drei oder mehr Fernbedienungen herum. Das Problem kennt man auch im Fachhandel. "Aus unserer Erfahrung haben Kunden trotz aller Technik-Affinität Scheu, die Geräte bis ins Detail auzuprobieren", so Thomas Pöcheim, Mitglied der Geschäftsführung von Saturn.

Zu viele Features

So komme es auch manchmal vor, dass Kunden mit den Geräten zurück ins Geschäft kommen und die Mitarbeiter um Hilfe ersuchen. Für Pöcheim sei zwar ein Trend zu einfacheren, selbsterklärenden Menüs zu erkennen, die Elektronikprodukte würden aber auch immer leistungsfähiger. Über Bildschirmverbesserungstechnologien, High Definition und integrierte DVB-T-Empfänger sollten Flachbildfernseher nach dem Geschmack der Kunden schon verfügen. Und beim Mega-Trend Navigationsgeräte sind vor allem Zusatzfunktionen wie MP3-Player, Reiseführer, Freisprecheinrichtung oder Verkehrsinfos gefragt. Von den zahlreichen Features, die ein Gerät besitzt würden Kunden aber maximal zwei bis drei nutzen. "Die Unterhaltungselektronik ist oft teuer und komplex, der Anwender möchte jedoch nur, dass die Geräte funktionieren und leicht zu bedienen sind", weiß auch Christian Stranzl, Logitech Country Manager von Österreich.

Schummeln erlaubt

Bei all den Features kommt man eben schnell durcheinander. Aber die Bewohner der Alpenrepublik sind einfallsreich. Und so wird in einem von vier Haushalten sogar ein Schummelzettel verwendet, auf dem genau steht, wie die einzelnen Geräte funktionieren. Bis zur EM ist jedenfalls noch genug Zeit, um sich mit dem neuen Fernsehr und dem DVD-Rekorder anzufreunden. Bleibt nur noch zu hoffen, dass auch die Spieler bis dahin fit sind. (Birgit Riegler)