Ottawa - Der chinesische Botschafter in Kanada hat schwere Vorwürfe gegen den Dalai Lama erhoben: Er bezeichnete ihn als Lügner, der die ganze Welt betrüge. Der Dalai Lama versuche sich selbst als friedlichen Engel darzustellen, in Wirklichkeit sei er jedoch für die gewaltsamen Ausschreitungen in Tibet mitverantwortlich, sagte Lu Shumin am Mittwoch vor Journalisten in Ottawa.

Vergleich mit Nazi-Deutschland

Dabei schreckte der Botschafter auch nicht vor einem Vergleich mit Nazi-Deutschland zurück: Vor der chinesischen Besatzung 1959 habe Tibet dem "mittelalterlichen Europa" geähnelt. Als Beweis dafür führte er die Tibet-Reise eines Vertreters des NS-Regimes 1939 an. Dieser habe im feudalen Herrschaftssystem Tibets viele Ähnlichkeiten mit der heimischen Situation gefunden. Der Dalai Lama "hat der Welt seit Jahrzehnten Lügen erzählt", sagte der Diplomat. Jede Kritik an Chinas Vorgehen gegen die tibetische Protestbewegung wies der Botschafter als unzulässige Einmischung in innere Angelegenheiten zurück.

Die schweren Vorwürfe gegen den Dalai Lama fielen auf den gleichen Tag wie der Anruf von US-Präsident George W. Bush bei seinem chinesischen Kollegen Hu Jintao. Bush drückte in dem Telefonat seine Besorgnis über das Vorgehen gegen Demonstranten in Tibet aus. Er habe Hu ermuntert, in einen "substanziellen Dialog" mit Vertretern des Dalai Lamas einzutreten und Journalisten sowie Diplomaten Zugang nach Tibet zu gewähren, erklärte das Weiße Haus am Mittwoch. (APA/AP)