Giovanni Burani

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Die derzeitige Finanzkrise sieht Giovanni Burani, Chef der Modegruppe Mariella Burani, für sein Unternehmen relativ gelassen. Denn viele Mütter seien bereit, für ihre Sprösslinge mehr Geld auszugeben als für sich selbst, erzählt er Thesy Kness-Bastaroli.

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STANDARD: Warum sind Sie 2007 mit dem Verkauf der Don-Gil-Kette an ein Private-Equity-Unternehmen aus dem österreichischen Markt ausgestiegen? Lag es an der Größe?

Burani: Im Gegenteil. Das Kaufpotenzial in Österreich ist infolge des Zuflusses von osteuropäischem Kapital enorm groß, die liquiden Mittel übermäßig hoch. Wir schließen in nächster Zukunft Zukäufe in Österreich und in Deutschland nicht aus.

STANDARD: Trotz eines Kursverlustes von "nur" etwa zehn Prozent seit Jahresbeginn hat ihre Gruppe an der Börse besser abgeschnitten als die meisten übrigen europäischen Luxustitel. Woran liegt das?

Burani: Wir waren seit je gegenüber dem US-Markt sehr vorsichtig. Nur etwa zwei Prozent unseres Umsatzes werden dort, zwei Prozent in Japan und zwei Prozent in Großbritannien verzeichnet. Damit haben wir eine gewisse Distanz zu jenen Märkten, in denen die Finanzkrise am stärksten ist.

STANDARD: Erwarten Sie, dass sich die Finanzkrise auch mittelfristig auf das Kaufverhalten auswirkt?

Burani: Es handelt sich derzeit um eine reine Finanz- und nicht um eine Konsumkrise. Ich glaube nicht, dass das obere Marktsegment von der derzeitigen Krise betroffen ist. Erfahrungsgemäß wird die Finanzkrise in den USA schnell überwunden sein, die Auswirkungen in Europa werden länger andauern.

STANDARD: Wo investieren Sie derzeit?

Burani: In das Segment Kinderkleidung. Kinder sind zum Luxus geworden. Die Mütter geben für ihre Sprösslinge mehr aus als für sich selbst. Mit Kindersachen bestreiten wir bereits sechs Prozent des gesamten Umsatzes.

STANDARD: Wo sehen Sie die größten Wachstumschancen?

Burani: In Russland. Der russische Markt hat sich zum eigentlichen Wachstumsmotor entwickelt. Aber auch im Nahen Osten, in Dubai und in den Schwellenländern sehen wir noch ein hohes Wachstumspotenzial. Wir wollen im laufenden Jahr weltweit 40 neue Geschäfte aufmachen. Mittelfristig halten wir die Wiener Innenstadt im Auge. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27.03.2008)