Erfolge sich selbst zuzuschreiben und Misserfolge den äußeren Umständen, das stabilisiert den Selbstwert. Gegenteiliges findet sich bei Führungskräften, und zwar insbesondere bei jenen von Non-Profit-Organisationen. Führungskräfte wenden bei der Begründung und Rechtfertigung von Erfolg und Misserfolg – im Fachjargon heißt das Attribution – unterschiedliche Erklärungsmuster an, die sich entlang der Dimensionen internal und external kategorisieren lassen.

Diese Kategorien beschreiben, ob die Ursache des Karriereerfolges in den eigenen Anstrengungen, den Fähigkeiten und Kenntnissen der jeweiligen Person gesucht wird (internal) oder ob die Umwelt und sogar der Zufall verantwortlich gemacht werden (external). Wo also liegt der Locus of Control bei erfolgreichen Führungskräften?

Externale Begründungen

Entgegen der Erwartung, dass Karriereerfolg in erster Linie den eigenen Kompetenzen und Qualifikationen zugeschrieben wird, dominieren externale Begründungen in den Erklärungsstrategien der Führungskräfte. Scheinbar sind Karrieren (nicht nur, aber vor allem) in NPOs extrem stark durch Zufälle gesteuert, wobei sich die Befunde sowohl auf den Einstieg in das Berufsfeld als auch auf den weiteren Karriereverlauf beziehen.

Selbst wenn der eine oder andere Erfolg internal begründet wird, spielen die eigenen Kompetenzen eine untergeordnete Rolle. Viel häufiger weisen die Erklärungen darauf hin, "zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Leute" getroffen zu haben. Müssen aber Begründungen für das eine oder andere Karrieremissgeschick gefunden werden, gewinnt bei den internalen Attributionen die fehlende eigene Anstrengung an Bedeutung. Führungskräfte machen sich selbst für Misserfolge verantwortlich.

Sind also erfolgreiche Führungskräfte vom Glück besonders begünstigt, vom Schicksal in die richtigen Positionen gebracht worden, leben sie vom reinen Massel, ohne dass sie selbst viel dazu beigetragen haben, während sie für alle Fehlschläge selbst verantwortlich sind? Das wäre übrigens ein sicherer Weg in die Depression und die selbstverschuldete Hilflosigkeit. Obgleich die Bedeutung glücklicher Fügungen für die Karriere nicht unterschätzt werden soll, darf man diesen Begründungen nicht trauen.

Soziale Akzeptanz

Wenn jemand seinen Erfolg regelmäßig mit purem Glück erklärt, so ist das immer vor dem Hintergrund sozialer Normen zu sehen: Gerade im Non-Profit-Sektor – aber auch sonst – bezeichnet sich niemand gerne als Karrierist. Das Hervorheben der eigenen Stärken findet wenig soziale Akzeptanz, und auch Netzwerken ist alles andere als ein positiv besetzter Begriff. Charmanter ist es da allemal, sich auf das Glücksvogerl zu berufen und es für seinen Erfolg verantwortlich zu machen – das löst bei anderen weder Angst noch Antipathie aus und funktioniert somit durchaus manipulativ. (Johannes Leitner*, DER STANDARD, Printausgabe, 22./23./24.3.2008)