Budapest - Ein Rücktritt von Ungarns sozialistischem Premier Ferenc Gyurcsany im Juni 2008 sei "vorstellbar", schreibt die oppositionsnahe Tageszeitung "Magyar Nemzet" und beruft sich dabei auf "regierungsnahe Kreise". Nach seinem Verzicht auf das Amt könnte Gyurcsany den Vorsitz des Aufsichtsrats des russisch-italienischen Pipeline-Projekts "South Stream" übernehmen. Laut dem Blatt seien die Pläne des Jobwechsels bereits vor dem Abschluss des bilateralen Vertrags zwischen Russland und Ungarn über den Bau von "South Stream" "durchgesickert".

Vorbild Schröder?

Der Abschluss des Regierungsabkommens zwischen Budapest und Moskau Ende Februar sei aus dem Grund "so schnell und mehr oder weniger geheimnisvoll" erfolgt, da Gyurcsany der Posten des Aufsichtsratsvorsitzenden seitens der Russen versprochen wurde, will "Magyar Nemzet" wissen. Falls Gyurcsany diesen Schritt vollzieht, würde er dem Beispiel des deutschen Ex-Bundeskanzlers Gerhard Schröder folgen, der nach seiner politischen Karriere den Posten des Aufsichtsratsvorsitzenden des Pipeline-Projekts "North Stream" übernommen hatte.

Beliebtheitstief

Gegen Gyurcsany hatte es nach seinerRede vor Parteigenossen, in der er zugegeben hatte, den Wählern vor der Wahl nicht die ganze Wahrheit über die Lage im Land gesagt zu haben, heftige und teils gewalttätige Straßenproteste gegeben. Weiter führten die durch seine sozialliberale Regierung eingeführten Sparmaßnahmen zu einem Beliebtheitstief der Sozialisten. (APA)