Foto: Blackbox Films/Verena Wagner

Österreich, 2008: Motivsuche Mealsfabrik











Foto: Blackbox Films/Verena Wagner
Bei der Produktion des vermeintlichen Autoraser Biopics "Solange der Vorrat reicht" müssen natürlich nicht nur Ottokraftstoffe verbrannt werden, sondern auch Kohlehydrate, Fette, Zucker und ihre Freunde in der Natur.

Im Film in Neustadt heißt unser Raser Pierre, und ist selbst vom wirklichen Rasen, also mit Niesgeschwindigkeit im Ortsgebiet, ellenweit entfernt.

Kleine Geschwindigkeitsübertretungen sind möglich, aber auch nur außerhalb der Dienstzeiten. Innerhalb derselben dient er einem Shuttleservice, das leicht verdauliche Nahrungsmittel vom Veredler zum Destruenten transferiert, mit anderen Worten: der junge Mann hat einen unsicheren Arbeitsplatz als "Meals on Wheels" – Zusteller. Bezahlung mangelhaft.

Von der Produktionsstraße zum Altenstift deluxe. Was wird geboten?

Ein Paket vernetzter Dienstleistungen, eingebunden in ein systematisches Customer-Relationship-Management, um ggfs. Menschen mit Hilfebedarf schon vor dem Heimeinzug als Kunden zu gewinnen. Alles weich, leicht beiß- und schluckbar, natürlich. Wie sieht die Praxis aus?

Ein anstrengender, unwägbarer Broterwerb, weil zwar die Zielgruppe in unseren Breiten verlässlich zunimmt, aber auch weder die Haustierdichte, noch die Gier in absehbarer Zeit ihr segensreiches Wirken einstellen werden. Also, möglichst viel, in höchster Qualität zum weltberühmten Schnäppchenpreis bei fehlenden Umgangsformen.

Für Pierre bedeutet das, sachgemäßer Umgang mit Taser und Hund bzw. zwischenmenschlichem Warenaustausch im Rahmen der Schattenwirtschaft mit allen damit assoziierten Unwägbarkeiten.

Und da hat er noch Glück, weil für seinen Homie Ivo fällt selbst die Abwechslung mit Gier und Haustier weg, der steht ohne nennenswerte Varianz am Fließband der Mealsstrasse, die die Leckereien, die Pierre verschifft, eintütet. Die Sehnsucht nach Geschwindigkeit wird angesichts eines Alltags, dessen Metabolismustempo sich dem eines Eisbergbakteriums annähert, leichter verständlich.

Weil aber die Vorteile von Essen auf Rädern für temporäre Menschenansammlungen auf der Hand liegen, haben wir auch heute einen Aufruf an die Bevölkerung auf der Pfanne.

Wer zufällig einen Ferrari Testarossa Kombi besitzt o.ä., und gerne in der Gegend herumrast, der kann für unseren Straßenfeger elected gleich in zweifacher Hinsicht in die Presche springen. Brauchen wir doch Bilder von einem Auto jenseits der 200km/h aus dem Cockpit gefilmt und Essen am Set.

Ganz dem Method producing verpflichtet, erwägen wir daher, das Catering für das Team beim Drehen mit solchen Meals-on-Wheels-Menüs zu gestalten. Bleibt mehr Zeit zum Drehen und es gibt kein übermäßiges Gerangel bei der Essensausgabe.

Wer also mit überhöhter Geschwindigkeit gut eingepacktes Püree transportieren und dafür im Nachspann aufscheinen möchte, der möge zum Hörer greifen. Ein Anruf kostet 0,99 Cent pro Minute (Festnetz). (Martin Puntigam/Leopold Lummerstorfer, 20.3.2008)