Santiago - Mehr als 34 Jahre nach der Ermordung von Gegnern des Militärregimes in Chile sind 24 ehemalige Polizisten zu hohen Haftstrafen verurteilt worden. Die Angeklagten wurden am Mittwoch für schuldig befunden, wenige Tage nach dem Militärputsch von Augusto Pinochet 30 linksgerichtete Dissidenten inhaftiert, gefoltert und erschossen zu haben.

Richterin Emma Diaz verurteilte Oberst Adrian Fernandez zu lebenslanger Haft. Die anderen Angeklagten wurden zu 4 bis 20 Jahren Gefängnis verurteilt. Die Verteidigung kann Berufung gegen die Urteile einlegen, äußerte sich aber zunächst nicht zu ihren Plänen.

Opfer waren Kommunisten und Sozialisten

Die Opfer des Massakers waren in sozialistischen und kommunistischen Parteien aktiv. Sie wurden am 17. September 1973 in der südchilenischen Stadt Osorno verhaftet. Am nächsten Morgen wurden sie auf eine Brücke über den Fluss Pilmaiquen gebracht, wie der Jurist Vladimir Riesco mitteilte. Sie wurden gezwungen, sich gefesselt niederzuknien und erschossen. Ihre Leichen wurden in den Fluss geworfen.

Ein einziges Opfer entkam dem Massaker: Blanca Valderas Garrido, eine gewählte sozialistische Bürgermeisterin, sagte 1979 vor einem Menschenrechtsausschuss aus, bei ihr habe die Schusswaffe geklemmt. So sei sie geschlagen, aber lebend die Brücke hinabgeworfen worden. Sie rettete sich ans Ufer und hielt sich fünf Jahre lang unter falschem Namen versteckt. Valderas Garrido lebt heute in Südchile.

Während der Militärdiktatur von 1973 bis 1990 wurden nach Angaben der Regierung 3.197 Menschen getötet. Mehr als 500 ehemalige Offiziere von Streitkräften und Polizei mussten sich bisher wegen Menschenrechtsverletzungen verantworten. (APA/AP)