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Festnahmen ausländischer Fans waren bei der WM in Deutschland Alltag. Die heimische Polizei ist über das richtige Prozedere noch unsicher

F.: dpa/Marks
Wien – Wenn Biergläser fliegen, Fäuste auf Knochen donnern und Auslagenscheiben zertrümmert werden, dann wird aus dem Fußballfest ein Fall für die Polizei – die sich aber irgendwie gar nicht so richtig darauf vorbereitet sieht, wie die roten Personalvertreter der Exekutive am Mittwoch festhielten. 61 Forderungen an den Dienstgeber haben sie formuliert.

Gewalt wird erwartet

Die Themenpalette reicht von eigenen, für Exekutivbeamte reservierte Mobiltoiletten an den Spielstätten über eine Risikoanalyse und klare Dienstanweisungen, bis hin zur Bedingung, ein Zusammentreffen von verletzten Polizisten und Fans im Spital müsse verhindert werden. Dass es zu gewalttätigen Zwischenfällen kommen wird, davon wird man nach den Erfahrungen der vergangenen Fußballgroßveranstaltungen ausgehen müssen. Bei der EM in Portugal vor vier Jahren waren es vor allem die englischen Fans, die für gefüllte Zellen sorgten: Rund 200 Hooligans zerlegten nach der 1:2-Niederlage ihres Teams gegen Frankreich mehrere Bars. Bei der WM im Sommer 2006 waren es in Deutschland neuerlich britische sowie polnische und deutsche Anhänger, die sich Schlachten lieferten.

Die gute Nachricht für die heimische Polizei und die Bürger: Die Engländer sind bei der EURO im Juni nicht dabei. Die schlechte Nachricht: Deutsche, polnische, russische und kroatische Fans gelten auch nicht als handzahm – und alle vier Nationen absolvieren ihre Vorrundenspiele in Österreich.

Was die Polizeigewerkschafter naturgemäß beunruhigt. Sie fordern daher eine Studie für eine Risikoanalyse noch vor der EURO ein. Ob das bedeutet, dass es eine solche noch gar nicht gibt? "Ja, denn eine Vorabanalyse wäre nutzlos", sagt Konrad Kogler, im Innenministerium seit wenigen Tagen für EURO-Presseauskünfte zuständig. "Es wird aber während der Europameisterschaft selbstverständlich täglich eine Risikoanalyse bei uns im Haus gemacht, deren Ergebnisse dann den Einsatz mitbestimmen", versichert er im Gespräch mit dem Standard.

Unklarheiten

Unklarheit herrscht bei der Exekutive offenbar auch darüber, was man mit bösen Buben und Mädchen überhaupt machen soll. "Informationen bezüglich der geplanten Abwicklung bei Festnahmen und Identitätsfeststellungen und Details über das Gesamtprojekt" wünscht sich die Gewerkschaft. Der Hintergrund, wie Kogler erläutert: "Es wird ja möglicherweise zu mehr Festnahmen kommen. An den gesetzlichen Bestimmungen ändert sich ja nichts, aber es wird arbeitsteilig vorgegangen: Ein Beamter spricht die Festnahme aus, ein anderer stellt gleich von mehreren Personen die Identität fest." Er ist jedoch zuversichtlich, dass das System funktionieren wird.

Sorgen machen sich die Dienstnehmervertreter auch um die Kommunikationssituation. Da verweist Kogler einerseits auf die Fremdsprachenschulungen, die stattgefunden haben. Darüber hinaus wird es Unterstützung geben: 831 deutsche Polizisten werden im Juni in Österreich Dienst versehen, Kroatien schickt 32 Beamte, Polen 26, Schweden 15, Griechenland 12 und Russland und Spanien je elf Polizisten.

Uneinigkeit bei Taxi-Tarifen Teuer könnte während der EURO das Taxifahren werden: Geht es nach den Wiener Taxilenkern, sollen die Preise noch vor dem Großereignis um fünf Prozent erhöht werden. Das bedarf einer Genehmigung durch die Stadt. Heinrich Frey, Obmann der Wiener Taxiunternehmer in der Wirtschaftskammer, ist dort bisher auf Ablehnung gestoßen. Die Gespräche seien aber noch im Laufen. (Michael Möseneder, DER STANDARD Printausgabe, 20.3.2008)