Der Bundespräsident unterrichtete am Montag Geschichte in einem Wiener Gymnasium. Aufmerksam lauschen die Schüler der 8B Heinz Fischer.

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Wien - In der Aula drängen sich die Schüler, die Unruhe ist groß. Eigentlich sollten alle in ihren Klassen sein, doch die Jugendlichen stehen mit ihren Fotohandys bereit: für Schnappschüsse von Heinz Fischer.

Diesmal kommt der Bundespräsident in einer anderen Funktion: Als Geschichtslehrer hält er eine Schulstunde zum "Anschluss" 1938 am Gymnasium Anton-Krieger-Gasse in Wien-Liesing. Entsprechend laut ist es, als er die Aula betritt. Fischer verteilt Autogramme, lässt sich fotografieren und schüttelt Hände, bis er zu den Maturanten der 8B gelangt.

"1938 ist mein Geburtsjahr", läutet Fischer die Stunde ein. Seine Eltern, 1908 geboren, erlebten schon in ihrer Schulzeit den ersten Weltkrieg mit, erzählt er. Sein Vater habe erkannt, dass "Hitler Krieg bedeutet", betont Fischer. Man dürfe also "kein Schwarz-Weiß-Bild" von "dieser Tragödie", dem Einmarsch der deutschen Soldaten in Österreich und dem "Anschluss", vermitteln.

Denn neben jubelnden Menschen am Heldenplatz "hat es Menschen gegeben, die entsetzt ihre Koffer gepackt haben". Erzählungen von Hitler "mit hysterischer Stimme", unterbricht Fischer mit Fragen. "Wann kam Hitler an die Macht?" Die Schüler antworten prompt. Als es läutet, bleiben sie sitzen. Fischer führt Opferzahlen an und betont: "Totalitäre Antworten sind keine Antworten."

Als Abschluss übergeben ihm seine Schüler eine Tafel mit Aufschriften auf vielen Sprachen. "Was heißt das?", fragt er. "Das ist Arabisch für: Ich liebe Österreich", antwortet man ihm. Fischer kontert: "Sehr Gut." (Sara Mansour Fallah/DER STANDARD Printausgabe, 11. März 2008)