Belgrad - Der serbische Präsident Boris Tadic hat die Serbische Radikale Partei (SRS) zur Rücknahme der strittigen Kosovo-Resolution aufgefordert, die am Mittwoch auf die Tagesordnung des Belgrader Parlaments gesetzt worden war. Die Resolution sei schädlich und auch verfassungswidrig. Sie würde nicht nur einen möglichen EU-Beitritt Serbiens, sondern auch seine territoriale Integrität des Landes infrage stellen, warnte Tadic am Donnerstag bei einer Pressekonferenz.

"Wir haben in den 90er Jahren die Politik gehabt, die immer wieder in Fallen tappte. Die Folgen davon haben wir auch noch heute zu spüren... Gerade wegen einer solchen verfehlten Politik leben unsere Landsleute nicht mehr dort, wo sie jahrhundertelang gelebt haben", sagte der pro-westliche Politiker. Dokumente wie die SRS-Resolution sollten "nie mehr vor dem Parlament auftauchen", forderte er. "Nur mit der Politik eines echten und nicht eines falschen Patriotismus werden unsere Interessen verteidigt."

Die Resolution verknüpft die weitere EU-Annäherung Serbiens mit der Kosovo-Frage. Gespräche über einen EU-Beitritt Serbiens sollen nur geführt werden, wenn die Union die Souveränität Belgras über den Kosovo anerkennt. Belgrad lehnt die am 17. Februar einseitige Unabhängigkeitserklärung des Kosovo ab, die von einer großen Mehrheit der EU-Staaten als einziger Ausweg aus dem jahrelangen Patt zwischen Belgrad und Pristina gebilligt wird.

Am Donnerstag hatte die serbische Regierung die umstrittene Resolution, die auch von der Demokratischen Partei Serbiens (DSS) des Regierungschefs Vojislav Kostunica unterstützt wird, mit den Stimmen der pro-westlichen Minister abgelehnt. Parlamentspräsident Oliver Dulic von der Demokratischen Partei (DS) Tadic, soll für Freitag eine Fortsetzung der am Mittwoch unterbrochenen Parlamentssitzung einberufen.

Die Demokratische Partei wolle die Regierung nicht destabilisieren, erklärte Tadic im Hinblick auf einen möglichen Zerfall der Regierungskoalition. Sollte Parlamentspräsident Dulic allerdings des Amtes enthoben werden, werde es auch die aktuelle Regierungskoalition nicht mehr geben. Der Antrag auf die Amtsenthebung Dulics war am Mittwoch von der SRS angekündigt worden.

Tadic sprach sich dezidiert für die Fortsetzung des Annäherungsprozesses an die EU aus. Er würde sofort das Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen (SAA) mit der Europäischen Union unterzeichnen, sollte Serbien dies angeboten werden. "Ich habe das Recht darauf. Ein solches Abkommen würde die Interessen Serbiens und unsere Identität in Europa, die Sicherheit und die Integrität des Landes schützen", hob der Staatschef hervor. "Als EU-Mitglied hat Serbien die Gelegenheit, zu verhindern, dass andere Staaten EU-Mitglied werden, kann also auch den Beitritt des Kosovo verhindern." (APA)