Wien – Peinlich für den Kanzler: Eine laufende Kamera blieb vom SPÖ-Vorsitzenden Alfred Gusenbauer offenbar unbemerkt. Dienstagabend konnte man im ORF-„Report“ daher sehen, was er so über Parteiveranstaltungen zu sagen hat. „Und das wird heute was Ordentliches in Donawitz oder das übliche Gesudere?“, fragte er.

Die ÖVP nutzte das Gesagte umgehend: „Gusenbauers ,Gesudere-Sager‘ zeigt die völlige Abgehobenheit des SPÖ-Chefs. Gusenbauer ist völlig weg von der eigenen Parteibasis und von den Menschen“, versuchte ÖVP- Generalsekretär Hannes Missethon Mittwochfrüh Öl ins Feuer zu gießen. Missethon übte sich auch gleich in Interpretationen: Wenn Gusenbauer „das Übliche“ meine, „dann sind offensichtlich auch andere Parteiveranstaltungen für ihn nichts als „,Gesudere‘.“ Und folgerte daher: „Wie kann einem Spitzenpolitiker einfallen, die Anliegen der eigenen Funktionäre derart abfällig abzuwerten.“

"Zeichen von Entfremdung"

Bei den Grünen sorgte die Gusenbauer-Aussage für Verwunderung. „Er distanziert sich nicht nur vom Koalitionspartner, sondern auch von seiner eigenen Basis.“ Das sei ein „Zeichen von Entfremdung“.

Gusenbauers Fauxpas ist aber längst kein Einzelfall. Unerkannt eingeschaltete Mikrofone haben des öfteren Spitzenpolitiker in Schwierigkeiten gebracht. „Was Sie tun müssen, ist, Syrien dazu zu bringen, dass es die Hisbollah dazu bringt, mit diesem Scheiß aufzuhören – und dann ist die Sache gelöst“, sagte etwa US-Präsident George W. Bush zum damaligen britischen Premierminister Tony Blair beim Mittagessen der G-8-Staats- und Regierungschefs in St. Petersburg im Sommer 2006.

Legendär auch ein Auftritt Ronald Reagans: Der erklärte als damaliger US-Präsident bei einer Mikro-Probe der Sowjetunion scherzhaft den Krieg und kündigte einen Raketenangriff an. Sein Pech: Das Mikro war an. (pm, DER STANDARD, Printausgabe 6.3.2008)