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Foto: REUTERS/Tim Wimborne
"Herzkranke Läufer haben eine bessere Prognose wie herzkranke Nichtläufer", weiß Josef Niebauer, Leiter des Institutes für präventive und rehabilitative Sportmedizin der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität in Salzburg. Noch in den 80-er Jahren waren Mediziner da noch anderer Meinung. Die ärztliche Empfehlung nach einem Herzinfarkt lautete damals: Strenge körperliche Schonung. 30 Jahre später wird diese Einstellung revidiert.

Wenig etabliert

Auch wenn es an der nötigen Motivation oft mangelt, vom präventiven Nutzen der Ausdauersportart Laufen sind viele Menschen mittlerweile überzeugt. Sport als Therapeutikum hat sich dagegen vergleichsweise erst wenig etabliert. Die Verordnung Laufen wird nach wie vor unterdosiert.

Gegen die Verkalkung laufen

"Beim Laufen schlägt das Herz schneller, um mehr Blut in die Gefäße zu pumpen", erklärt Niebauer, der nicht nur Sportmediziner sondern auch Kardiologe ist. Für die verkalkten Blutgefässe eines klassischen Herz-Kreislaufpatienten bedeutet das folgendes: Ein größerer Blutfluss erhöht die Scherkraft an den Gefäßinnenwänden. Die "Verkalkungen", die Mediziner auch Plaques nennen, verschwinden dadurch zwar nicht, in der Gefäßwand selbst werden aber Substanzen freigesetzt, die zu einer Stabilisierung dieser so genannten Plaques führen.

Training kann zweiten Infarkt verhindern

Ausgehend davon, dass beim akuten Herzinfarkt Plaques aufreißen, Blutgerinnsel daran hängen bleiben und auf diese Art und Weise Gefäße plötzlich nicht mehr durchgängig sind, ist der Effekt eines stabilen Plaques bereits ein nachhaltiger. Für denjenigen, der den ersten Herzinfarkt schon hinter sich hat, kann regelmäßiges Laufen einen zweiten Infarkt sogar verhindern.

Sorgfältige Diagnose

Wie lang, wie oft und wie intensiv medizinisches Lauftraining sein soll, ist eine Entscheidung, die Niebauer für seine Patienten immer erst nach sorgfältiger Diagnostik trifft. Gegebenenfalls hält er auch eine Untersuchung mit dem Herzkatheter für erforderlich, die ihm eine Beurteilung der Funktion herzversorgender Gefäße garantiert.

Operation oder Lauftraining

Findet er eine Gefäßverengung, dann ist die Entscheidung immer noch nicht eindeutig. "Es gibt Engstellen in Herzkranzgefässen, die für den Patienten nicht lebensbedrohlich sind", erklärt Niebauer und sieht genau dann keinen Grund das betroffene Gefäß aufzudehnen oder eine Gefäßstütze (Stent) zu implantieren. Solange die Durchblutungsstörung im Herzen stabil ist bleibt für ihn das Lauftraining die beste Alternative, denn auch wenn die Operation ein Segen sein kann, keiner weiß an welcher Stelle der nächste Herzinfarkt entsteht.

Warnzeichen

Dem herzkranken Läufer selbst bleibt etwas weniger Spielraum. Er muss immer im beschwerdefreien Bereich trainieren und darf Warnzeichen wie Engegefühl im Brustkorb, Herzstolpern und Schwindel nicht einfach ignorieren. All das sind Hinweise darauf, dass das Herz nicht mehr in der Lage ist, den Mehrbedarf an Blut in der Peripherie abzudecken.

Sichere Laufgeschwindigkeit

Orientiert der Läufer die Laufgeschwindigkeit an seiner maximalen Herzfrequenz, so trainiert er trotz Herzerkrankung auf der sicheren Seite. Definiert wird diese Frequenz mit der das Herz bei maximaler körperlicher Belastung schlägt, mit Hilfe eines Fahrradergometers. Das Training selbst empfiehlt Niebauer seinen Patienten mit ungefähr 70% der maximalen Herzfrequenz zu beginnen.

Der Lauf gegen die Beschwerden

Der Erfolg stellt sich auf jeden Fall ein. Regelmäßiges Lauftraining macht Herz-Kreislaufkranke belastbarer und die Freude darüber, dass körperlichen Beschwerden verschwinden ist jeden Lauf wert. (phr)