In den vergangenen Jahren haben die Emerging Markets Anlegern gute Renditen gebracht. Die Suche nach Investments wird nun aber schwieriger: Den Schwankungen der weltweiten Börsen können sich China und Co nicht entziehen.

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Während manche Emerging Markets Rohstoffe produzieren, konsumieren die anderen – nämlich vor allem die asiatischen Länder, allen voran China – kräftig. Die Märkte der _Entwicklungsländer erfreuten sich während der vergangenen Jahre der Gunst der Anleger – besonders auch deshalb, weil sich manche gegen die Auswirkungen der US-Immobilienkrise relativ immun zeigten. So startete der indische Index Sensex nach einem Tief bei 2904 Punkten im April 2003 zu einer langfristigen Aufwärtsbewegung. Trotz zeitweise deutlicher Rückschläge erreichte er zu Jahresbeginn sein aktuelles Allzeithoch bei 21.206,80 Punkten. Aktuell liegt er bei knapp 18.000 Punkten. Die Manager des "JPMorgan Emerging Markets Equity Fund" – der Fonds legte während der vergangenen beiden Jahre um rund 17 Prozent zu – suchen nach Unternehmen mit langfristigem Wachstum im Industriebereich, die gerade tiefgreifende Veränderungen durchmachen. "Trotz der Verbesserung der Fundamentaldaten in den Emerging Markets sind sie noch immer stark zyklisch, es wäre ein Fehler zu denken, dass sie immun gegen die Volatilität der globalen Finanzmärkte sind."

Das meinen auch die Manager des "Raiffeisen Emerging-Markets-Dachfonds": "Die Unsicherheit und damit die Volatilität der Aktienmärkte dürften noch mindestens bis zum Ende des ersten Quartals andauern.

Die Auswirkung der Olympischen Spiele auf das Wachstum werde in China übertrieben dargestellt, so die JPMorgan-Fondsexperten: "Doch die Auswirkung auf die politischen Entscheidungen sind zweifellos vorhanden. Die Staatslenker könnten nach Olympia die Zügel straffer ziehen, weil die Inflation durch den scharfen Preisanstieg ausufert. Dies ist auch eine Gefahr für das globale Wachstum und die Weltbörsen."

Warnung für China

Eine deutliche Warnung für China gibt der "China Overheating Indicator" der Deutschen Bank: Seit April 2007 weist er stetig nach oben, und zum ersten Mal seit August 2006 befindet sich Chinas Wirtschaft jetzt in einer Überhitzungsphase. Alle Bestandteile des Indikators – Importe, Einzelhandelsumsätze, Industriegüterabsatz, Geldmenge und Kredite – weisen weiterhin hohe Zuwächse von teilweise mehr als 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf. "Die Möglichkeit einer Überhitzung der chinesischen Wirtschaft, in deren Folge ein scharfer Einbruch der wirtschaftlichen Aktivität mit _negativen Auswirkungen auf die Weltwirtschaft eintreten könnte, wird weiterhin diskutiert", meinen die Experten der Deutschen Bank. In Asien kaufen die JPMorgan-Fondsmanager Unternehmen, die von der Inlandsnachfrage in der Region profitieren: "Hier setzen wir auf Unternehmen aus dem Konsum- und Infrastrukturbereich, besonders in Indien und China." Der Fonds verteilt fast 60 Prozent seines Vermögens auf Konsum-, Finanz- und Telekommunikationsaktien; die Top-Fünf-Länder sind Südkorea, Brasilien, Südafrika, Mexiko und Indien.

Mark Mobius, Fondsmanager des "Templeton Asian Growth Fund", sieht in Asien in den nächsten Jahren weiterhin interessante Chancen: "Das Wirtschaftswachstum ist und bleibt in vielen asiatischen Ländern hoch, und die Pro-Kopf-Einkommen sind gestiegen." Positiv sei auch, dass sich die Volkswirtschaften Asiens von den westlichen Börsen abkoppeln: "Inzwischen sind die lokalen Investoren stärker als die Ausländer." Mobius warnt aber auch vor übereilten Investments: Im Gegensatz zu den etablierten Aktienmärkten seien die Emerging Markets mittlerweile hoch bewertet: "Besonders Asien ist schon recht teuer, die anderen sind nicht billig, haben aber eine vernünftige Preisstruktur bei Aktien."

Gute Investmentmöglichkeiten in Asien orten die Manager des "First State Asia Pacific Leaders Fund Acc. A Shares". Der Fonds legte in drei Jahren um rund 88 Prozent zu. Manager Angus Tulloch hat fast 40 Prozent des Fondsvermögens auf China verteilt und setzt unter anderem auf Aktien von Newcrest Mining, Swire Pacific, Hongkong & China Gas und auf Werte aus der Elektronik-Branche. (Reinhard Krémer, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 04.04.2008)