Wien - Preisschocks in allen Wirtschaftsbereichen werden in einer Studie des Wifo (Wirtschaftsforschungsinstitut) erwartet, in der die volkswirtschaftlichen Auswirkungen des nationalen Biomasse-Aktionsplans errechnet wurden.

Von hohen Preissteigerungen wären vor allem jene Wirtschaftsbereiche betroffen, die in Nutzungskonkurrenz zu Biomasse stehen: Also Nahrungsmittelindustrie, Holzverarbeitung sowie Papier und Druck. Da die Finanzierung der Ökostromförderung über einen Zuschlag zum Strompreis bewerkstelligt werden müsste, wird bis zum Jahr 2020 mit einem um 160 Prozent höheren Strompreis (als bei einem "Business-as-usual"-Szenario) für die Industrie gerechnet; für die Haushalte sind es 80 Prozent. "Es wird immer schwieriger und aufwändiger, weitere Biomasse-Potenziale im Land zu erschließen", erklärt dazu Daniela Kletzan vom Wifo. Sehr bald schon müssten mehr als 90 Prozent der zusätzlich notwendigen Biomasse importiert werden.

Nicht nur deshalb rechnet Wifo-Experte Kurt Kratena, dass die hochgesteckten erneuerbaren Energieziele so nicht realisiert werden. "Den Plan umsetzen hieße, bis 2020 so viel Energieproduktion aus Biomasse zu haben, wie derzeit aus Wasserkraft. Das ist schwer vorstellbar", meint er.

Happig wären laut Studie die Finanzierungskosten. Bis zum Jahr 2020 müssten jährlich 300 Mio. Euro Biomasseprämie veranschlagt werden, ebenso viel Investitionsförderung für Wärme in Haushalten sowie Ökostromförderung von gar 6,6 Mrd. Euro. Und da biogene Treibstoffe von der Mineralölsteuer befreit sind, würde dem ein MöSt-Entgang von 900 Mio. Euro entgegenstehen. Allerdings erwartet das Wifo eine rege Investitionstätigkeit in Umweltschutzsektoren.

Aus Klimaschutzgründen werden im Wifo die ambitionierten Vorgaben begrüßt - trotz hoher Kosten. Bis 2020 ließen sich so 36 Millionen Tonnen Kohlendioxid vermeiden, allerdings zu einem happigen Preis: Die Kosten werden vom Wifo zwischen 180 und 200 Euro pro eingesparter Tonne CO2 beziffert. (Johanna Ruzicka, DER STANDARD Printausgabe 01.03.2008)