Wie berichtet, hat die Soko Bawag am Montag im Keller am Fleischmarkt von Flöttl senior Nachschau nach "Leichen im Keller" (Bandion-Ortner) gehalten - erfolglos. "Erstaunt vorbeigeschaut" hat übrigens Flöttl-Nachbar Fritz Verzetnitsch, er sei aber rasch wieder verschwunden, erzählen Augenzeugen. Gemäß Standard-Recherchen stellte sich am Mittwochnachmittag heraus, dass es einen Flöttl-Keller-II gibt; also rückte die Soko samt Wolfgang Flöttl (er hat einen Schlüssel zur Wohnung seines 84-jährigen Vaters) erneut aus. Und wurde diesmal fündig.
Abtransportiert wurden mehr als zwanzig fein säuberlich beschriftete oder numerierte A4-Kartons, in dreien geht es explizit um "Karibik". Dem Vernehmen nach sollen sich dabei auch unbekannte, brisante Protokolle finden. Zur Erinnerung: Flöttl jun. erklärte, der Bawag Mitte der Achtziger (damals begann die erste Russlandkrise; Österreichs Banken bluteten) notleidende Bulgarien- und Russland-Forderungen abgekauft zu haben - und zwar um das Doppelte ihres Werts. "So habe ich die Bank vor dem Bankrott gerettet", sagte Flöttl jüngst aus. Wenig später begannen die Karibikgeschäfte.
Flöttl sen. hatte in den ersten Monaten 1995 (im April ging er in Pension) sein Büro geräumt; laut Bankern ließ er vom Hausarbeiter neben dutzenden von Fotoalben, die er von sich hatte anlegen lassen, jede Menge Akten zu sich nach Hause übersiedeln.
Bei der Verhandlung am Donnerstag beantwortete Sachverständiger Thomas Keppert Fragen zum Bilanzgutachten und legte einen vierten Teil vor. Darin schildert er, dass die Bawag mit dem Projekt Casino-Schiff ("Lucky 7"; sollte im Roten Meer vor Eilat bespielt werden) kein Glück hatte: Es ging nie in Betrieb.
Glück für Schlaff
Die Bawag kooperierte dabei mit Investor Martin Schlaff. Keppert hat eruiert, dass dieser bei den komplizierten, von der Bawag finanzierten Kaufkonstruktionen von der Bank "begünstigt" wurde. Die Frage der Richterin, "warum die Bawag zahlt und Schlaff den Vorteil hat", konnte kein Angeklagter beantworten, Elsner kann sich "nicht erinnern, ich habe andere Sorgen".
Zuletzt kam es zu einem Disput zwischen Ex-Vorstand Peter Nakowitz und dem Staatsanwalt. Es ging um (prozessual erforderliche) Verlesungen von Einvernahmen im Vorverfahren, bei denen der Staatsanwalt dabei war, was einige Verteidiger kritisieren.
An dieser Stelle ergriff Nakowitz das Wort: "Der Staatsanwalt hat mich auch selbst befragt, meine Aussage beeinflusst, mir Antworten zu Fragen abgenötigt."