Auf der Tabakplantage von Jose.

Foto: Gerald Henzinger

Potosi war einst der Nabel der Welt.

Foto: Gerald Henzinger

Die Minen des Cerro Ricos. Mehr Fotos in der Ansichtssache.

Foto: Gerald Henzinger
Jetzt sind wir gerade in Potosi, wo wir bei Familie Catata untergebracht sind, die uns herzallerliebst empfangen, uns mit Neugierde erwartet und uns bereits jetzt quasi als Teil der Familie akzeptiert hat. Danke Mirijam für diesen Kontakt!!

Der letzte Bericht endete mit der Ankunft und der ersten Nacht in Salta. Der Karneval holte uns trotz der Fastenzeit wieder ein. Man sagt, dass hier in Salta der Karneval das ganze Jahr über geht.

Ein besonderes Spektakel ist die Feier zum Jahrestag der "Batalla de Salta", zu welcher sich die Gauchos zu Pferd aus allen Regionen der Provinz einfinden um zu feiern. Es gab eine Parade und anschließend wurde gefeiert. Man konnte in der ganzen Stadt Gauchos mit Pferd und feierlicher Aufmachung antreffen.

Für uns besonders spannend war die Tabakplantage von Jose. Uns als Mitteleuropäer ist der Tabak ja nur fertig in der "Tschik" bekannt. Dort konnten wir uns mal ansehen, wie der Rohstoff Tabak wächst, geerntet und getrocknet und sortiert wird.

Wir haben Argentinien also bereits verlassen, nachdem wir doch fünf Tage Jose's Apothekenhinterzimmer okkupiert hatten. Es fiel uns schon schwer, uns von Jose und der Offenheit und Herzlichkeit, mit der man uns in Argentinien begegnet war, loszureißen und endlich unser Hauptreiseland Bolivien in Angriff zu nehmen.

Um halb sieben, noch halb schlafend aus dem Bus geworfen, passierten wir bei Finsternis und Regen die Grenze zu Bolivien.

Unser erster eintägiger Zwischenstopp war in Tarija, wo wir erstmals etwas Bergluft schnuppern und die Atmosphäre, die die umliegenden Berge kreierten, genießen konnten. Dann ging es weiter ins auf fast 4000 Höhenmetern liegende Potosi. Dass die Überfahrt auf der Piste dorthin spannend sei, wussten wir bereits, auch deshalb weil Gerald dort mit dem Fahrrad unterwegs war – siehe Ansichtssache. Allerdings war diese auch nicht ganz ohne, gelegentlich konnte man beim Blick aus dem Fenster nur mehr den Abgrund sichten und als wir diese eine winzige Brücke mit dem Bus überquerten, ging sich das um Haaresbreite aus. Belohnt wurden wir aber mit einer atemberaubenden Landschaft und der Bestätigung, dass man den bolivianischen Busfahrern Vertrauen und Respekt schenken kann, die mit den extremen Straßenverhältnissen bestens umgehen können.

Potosi, genährt durch den Cierro Rico, war einst der Nabel der Welt. Man stelle sich vor, im 17. Jahrhundert gab es keine Stadt in der westlichen Hemisphäre mit mehr Bewohnern als in dieser Stadt, man zählte ca. 160 000 Einwohner genauso wie jetzt 2008.

Der Cerro Rico hielt mit seinen Silberminen die Weltwirtschaft auf Trab und noch immer werden aus dem Berg Minerale, wenn auch nicht mehr in derselben Qualität, gefördert. Der Preis für die Silbergewinnung war beziehungsweise ist enorm. Millionen von Menschen haben dort ihr Leben gelassen. Potosi und sein Reichtum wurden damals zur Schau gestellt und man kann heute noch mehr als zwei Dutzend Kirchen bestaunen.

Nun verweilen wir – jetzt wo wir uns an die Höhenluft akklimatisiert haben - noch ein paar Tage in Potosi. (Gerald Henzinger, Februar 2008)