Wien - Die Wiener Börse will das Thema Nachhaltigkeit stärker promoten und übernimmt dazu ab 3. März den VBV Österreichischen Nachhaltigkeitsindex (Vönix).
Die Börse werde den Index, der seit Juni 2005 einmal täglich von der VBV-Pensionskassentochter "Vinis Gesellschaft für nachhaltigen Vermögensaufbau und Innovation" berechnet wurde, "real-time" - also in Echtzeit - veröffentlichen. Sie wolle ihn "auch international" als Basiswert für strukturierte Produkte und Derivate vermarkten, erklärte Börsenvorstand Heinrich Schaller.
Derzeit sind noch 29 österreichische Unternehmen im Vönix, bleiben werden 26 in Wien notierte. Die in Frankfurt gelistete AT&S, die in der Schweiz kotierten AMS und SEZ werden "aus Kostengründen" ab Juni aus dem Index genommen, so Schaller.
Über die Aufnahme in den kapitalisierungsgewichteten Preisindex entscheide ein Indexkomitee, verantwortlich für die Nachhaltigkeitsanalyse ist die Friesenbichler Unternehmensberatung.
Aufnahmekriterien
Sie überprüfe rund 100 Kriterien anhand von Geschäfts- und Nachhaltigkeitsberichten, Websites und Presseaussendungen und kläre dann noch offene Fragen in Gesprächen mit den Firmen, erläuterte Vinis-Geschäftsführer Wolfgang Pinner. Untersucht werde dabei, wie das Unternehmen mit Mitarbeitern, Kunden, Lieferanten und Investoren umgehe und sich zu den Themen Umwelt und gesellschaftliche Verantwortung verhalte.
Automatisch ausgeschlossen sind Unternehmen aus den Bereichen Rüstung, Nuklearenergie, Suchtmittel, Glücksspiel und Gentechnologie. Auch Praktiken, die stark negative ethische, soziale oder ökologische Effekte beziehungsweise Risiken beinhalten, seien Ausschlussgründe.
Als "Basisuniversum" für den Index dienen künftig alle österreichischen Aktien in Prime Market und Standard Market Continuous. "Wer nicht in der Liste ist, hat die Kriterien nicht erfüllt", so Pinner. Von den 21 größten, im ATX enthaltenen Firmen sind dies immerhin acht: A-Tec, AUA, Böhler-Uddeholm, Bwin, RHI, SBO, Strabag und Zumtobel.
Andritz mit seinem umstrittenen türkischen Kraftwerksprojekt Ilisu sei zwar "auf der Umweltseite problematisch", habe aber in anderen Bereichen gute Ratings. Die Grenze für Atomstrom liege bei zehn Prozent, womit sich auch für den Verbund die Teilnahme ausgeht.
"Wir haben die Schwellen so angesetzt, dass wir noch einen Index daraus konstruieren können", erklärte Pinner. Eine Veröffentlichung der einzelnen Bewertungen wird es nicht geben, sagte Schaller.