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Karl Markovics

Foto: APA/EPA/PAUL BUCK
Sichtlich amüsiert, immer noch irgendwie ungläubig, aber zugleich auch entspannt wirkend wusste Karl Markovics in einer ORF-Reportage Sonntagnacht vor der Oscar-Verleihung das Folgende zu berichten: dass nämlich bei besagter Veranstaltung vor allem während der Werbepausen, wenn sich alle an die Bar begäben, gute Gelegenheit bestünde, mit sonst auch nur aus Funk und Fernsehen bekannten Hollywoodgrößen zu parlieren. Dass ausgerechnet er, der einem größeren - und durchaus auch schon internationalen - Publikum in seiner Rolle als Stockinger in der TV-Serie "Kommissar Rex" bekannt wurde, nunmehr in Los Angeles als Gast einer Oscar-Gala in diese Situation kommen würde, das hätte Markovics selbst sich nämlich wohl am allerwenigsten ausgemalt.

Der spätere Schauspieler wurde 1963 in Wien geboren. Seinem Berufswunsch konnte eine nicht geglückte Aufnahmeprüfung am Max-Reinhardt-Seminar nur bedingt etwas anhaben. Markovics heuerte in den frühen 80er-Jahren zunächst beim Serapionstheater an, bis heute ist er immer wieder in Produktionen des Wiener Volkstheaters zu sehen. Anfang der 90er-Jahre wurde er schließlich als besagter Stockinger gecastet: die grüblerische, tendenziell ein wenig menschenscheue Ergänzung zum draufgängerischen Kommissar Moser, die sich schließlich auch, gewissermaßen auf eigenen Wunsch, aus der Bundeshauptstadt in die nur vermeintlich beschaulichere Provinz versetzen ließ.

Dem drohenden Schicksal einer Punzierung als TV-Serienheld begegnete der nach wie vor aktive Bühnendarsteller Markovics (am 28. Februar wird er als Vorleser im Wiener Musikverein erwartet) seit damals regelmäßig auch durch seine Mitwirkung an heimischen Filmprojekten ("Komm, süßer Tod" u. a.). Weiters arbeitete er mehrmals mit Regisseurin Elisabeth Scharang an Dramatisierungen zeitgeschichtlicher Stoffe - zuletzt verkörperte er den Briefbombenattentäter Franz Fuchs ("Franz Fuchs - Ein Patriot"). Regelmäßig wirkt er in heimischen Fernsehfilmen mit, schon nächste Woche ist er im deutschen TV-Zweiteiler "Die Gustloff" zu sehen.

Seine bisher größte Kinorolle, die ihn zum Oscar führte, den Geldfälscher Salomon "Sally" Sorowitsch in den "Fälschern", spielt Markovics, der mit seiner Frau und zwei Kindern in Wien lebt, übrigens durchaus auch im stockingerischen Sinne: als einen Zweifler, einen Zerrissenen, einen durchaus zwiespältigen Überlebenskünstler, der sich nach außen nicht anmerken lassen will, wie sehr seine Erfahrungen an ihm zehren.

Solche Charaktere zu erforschen, das betont der Schauspieler immer wieder, das interessiere ihn. Vielleicht wird Karl Markovics dieser Passion bald in noch größerem Rahmen nachgehen. (Isabella Reicher / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26.2.2008)