Im Juni 2007 einstimmig zum Sieger erklärt: Das Projekt "Wohntürme" in Linz von Krischanitz & Frank missfällt jetzt der ÖVP

Foto: Krischanitz & Frank
Linz - "Es darf auch in die Höhe gehen", so lautete die Vorgabe für ein einzigartiges Wohnbauprojekt in der Linzer Innenstadt. Weil es aber jetzt sogar 13 Stockwerke hoch geht, gehen einige Politiker in die Luft: Für SPÖ-Planungsstadtrat Klaus Luger ist es "die Höhe", dass ihm ÖVP-Planungssprecher Peter Sonnberger unterstelle, "im Hinterzimmer" mit dem Bauträger "eine enorme Geschoßzahl ausgemauschelt" zu haben. Sonnberger antwortet, dass er sich von Lugers "Klagsankündigung" nicht mundtot machen lassen" und weiter gegen den Bau der "Luger-City" kämpfen werde.

Siegerprojekt

Die Ursache, warum die Emotionen in Linz überkochen, ist das Siegerprojekt des internationalen Architektenwettbewerbs: der Entwurf des Wiener Büros Krischanitz & Frank. Laut Modell sollen ab Herbst 2009 zwischen Gruber-, Körner-, Huemer- und Kaplanhofstraße - auf dem Gelände der ehemaligen Stadtbetriebe - vier "Wohntürme (je 13 Stockwerke) und ein "markantes" Eckgebäude mit Büros und Wohnungen (14 Stockwerke) entstehen. Der angrenzende Stadtpark soll, sagt Architekt Adolf Krischanitz, in die Wohnanlage "hinübergezogen werden", da die Häuser auf Stelzen gesetzt werden und damit "der Park durch die Häuser fließt". Die Wohntürme werden außerdem Oberösterreichs erste Passiv-Hochhäuser sein.

Einstimmiger Jury-Entscheid

Der Entwurf überzeugte die mit renommierten Architekten und Stadtsenatsmitgliedern besetzte Jury. Einstimmig setzten sie ihn auf Platz eins. Auch die ÖVP votierte dafür. Allerdings nur, "um noch höhere Projekte zu verhindern", erklärt ÖVP-Sprecher Harald Gruber. Der Wettbewerb sei von vornherein mit extrahoher Geschoßzahl ausgeschrieben worden, damit für den Grundstückeigentümer, die städtische Linz AG, eine "Gewinnmaximierung" erreicht werde, so Gruber weiter. Denn so könnten auf 1000 Quadratmeter Grundfläche 265 Wohnungen aus dem Boden gestampft werden.

Der Vorwurf einer möglichen Gewinnspekulation zulasten der Wohnqualität war für SPÖ-Stadtrat Luger jetzt Anlass, eine Klage gegen Sonnberger prüfen zu lassen. Die Juristen arbeiten noch.

Widerstand

Ungeachtet dieses Politstreits im Vorfeld der Gemeinderatswahlen 2009 formierte sich aber auch bei den Anrainern der Gruberstaße Widerstand. Eine Bürgerinitiative (BI) habe laut eigenen Angaben mittlerweile mehr als 600 Unterschriften gesammelt, die sie in zwei Wochen SPÖ-Bürgermeister Franz Dobusch überreichen will.

"Eine derart dichte Innenstadtverbauung lehnen wir aus gesundheitlichen Gründen, wegen steigender Feinstaubbelastung, akuten Parkplatzmangels und drohendem Verkehrschaos, ab", argumentiert BI-Sprecher Matthias Skopek, der hauptberuflich als Arzt arbeitet. Auch die Grünen haben Bedenken gegen die Wohntürme, die die umliegenden Bauten um mindestens fünf Geschoße überragen würden. (Kerstin Scheller, DER STANDARD Printausgabe, 20.2.2008)