Auslands-Kosovaren bei der Freudenfeier auf dem Wiener Heldenplatz: große Erwartungen.

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Wien – „Danke an Österreich, EU, USA und Nato“, stand auf großen Transparenten auf der Bühne zu lesen. Bilder von UÇK-Kämpfern waren vor der Bühne aufgestellt. Mit vielen albanischen, österreichischen und US-amerikanischen Flaggen, traditioneller Musik und Sekt feierten am Sonntag rund 2000 Albaner auf dem Wiener Heldenplatz die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo. Für Mehmet Manovi, Chef der Demokratischen Partei des Kosovo in Österreich, ist die „UÇK das Fundament für diesen Unabhängigkeitstag“.

Ein anderer Teilnehmer und ehemaliger Arbeitskollege des legendären verstorbenen Präsidenten Ibrahim Rugova, Skender Gashi, sieht mit der Unabhängigkeit des Kosovo den „Zerfall Jugoslawiens abgeschlossen und die letzte Kolonie Europas befreit“. Aus der UÇK müsse nun eine echte Armee werden. „Die UÇK muss aber gesäubert werden, es muss mehr Disziplin herrschen.“

"Von Serbien befreit"

In erster Linie müsse man sich auf den Beitritt der gesamten Region zur EU konzentrieren, waren sich viele Teilnehmer einig. „Damit die Grenzen bedeutungslos werden“, meinte Gashi. Warum musste dann eine Grenze zu Serbien gezogen werden? „Um uns von Serbien zu befreien“, so Gashi.

Ein junger Teilnehmer erhofft sich jetzt mehr Arbeit, bessere Wirtschaft und ein Leben in Ruhe. „Österreich hat uns sehr geholfen, das vergessen wir nicht.“ Für die serbische Minderheit sieht er kein Problem: „Die werden einfach auch im Kosovo leben.“

Auch für Auslandskosovaren werde sich vieles bessern, ist Mehmet Manovi überzeugt. „Wir haben Krieg dafür geführt, jetzt werden wir endlich eine eigene Botschaft in Österreich haben.“ Was er sich von der Unabhängigkeit erwarte? „Viel! Viel zu viel. Heute ist ein emotionaler Tag, ich kann es nicht genau sagen.“

Die Erwartungen sind groß, aber wenig konkret. Fest steht jedenfalls: Der Kosovo wird an den olympischen Sommerspielen in Peking teilnehmen. Laut IOC-Regeln müssen die Kosovaren von fünf internationalen Sportverbänden aufgenommen werden. Die Chancen stehen gut.

Kosovo-Albaner feierten in Salzburg

Auch in der Stadt Salzburg haben Kosovo-Albaner die Unabhängigkeitserklärung gefeiert. Nach Angaben der Polizei versammelten sich am Sonntag um 16.00 Uhr rund 120 Männer im Stadtteil Lehen zu einer spontanen Demonstration. "Bisher ist alles friedlich verlaufen", sagte der Journalbeamte in der Polizeidirektion, Hermann Winkler, auf Anfrage.

Die jubelnde, fahnenschwingende Menge zog zu Fuß von der Ignaz-Harrer-Straße über die Lehener Brücke und Schwarzstraße zum Makartplatz und über den Mirabellplatz wieder zurück zum Ausgangspunkt. Die Veranstaltung sei nicht untersagt worden, obwohl sie nicht angemeldet war, erklärte Winkler. Der Demonstrationszug wurde von zwei Streifenwagen eskortiert. Etwa zwölf Polizisten standen im Einsatz. (red/Mascha Dabic, DER STANDARD, Printausgabe 18.2.2008)