Wien/Spitz an der Donau - Die Gruppe der Verdächtigen müsse überblickbar groß sein, um einen Massen-DNA-Test zu rechtfertigen, sagt Ernst Schuch, leitender Ermittler im Fall des Giftanschlags gegen den Spitzer Bürgermeister Hannes Hirtzberger: "Hätten wir den Kreis der Verdächtigen auf rund 20 Männer eingegrenzt, würde so ein Test Sinn machen", widerspricht er Medienberichten, die mit baldigen Massenscreenings spekulieren.
Beim derzeitigen Ermittlungsstand hingegen müssten "tausende männliche Bewohner der Wachau" zum Mundabstrich verdonnert werden, gibt Schuch zu bedenken. Um "vielleicht" zu ermitteln, wer die Mon-Chéri-Praline, die Hirtzberger vergangenen Samstag aß, mit Strychnin vergiftet und auf seinem Auto deponiert hat: "Ich glaube, das würde kein Staatsanwalt unterschreiben".
Höchstens "50 bis 100" Tests Christian Pilnacek, Leiter der Abteilung für Strafrecht im Justizministerium, bestätigt dies. "Alles, was in einem solchen Fall über 50 bis 100 DNA-Tests hinausgeht, ist auch laut der seit 2008 neuen heimischen Rechtslage unzulässig." Erst müsse der Täter mit klassischen Ermittlungsmethoden näher eingekreist werden. Hier - so Pilnacek - unterscheide sich das österreichische Gesetz von jenem in Deutschland.
Mit herkömmlichen kriminalistischen Mitteln fanden Polizisten des niederösterreichischen Landeskriminalamts Freitagnachmittag jenes Geschäft in einem Ort im Raum Krems, in dem die Grußkarte an den mutmaßlichen Täter verkauft worden ist. "Wir haben die Listen des Karten-Generalimporteurs durchforstet und das richtige Geschäft anhand eines Zusatzmerkmals auf der Karte ausfindig gemacht", schildert Schuch im Standard-Gespräch. Aufgrund dieses verräterischen "Zusatzmerkmals" - angeblich zwei aufgedruckte Bären - habe man die Karte bisher nicht in der Öffentlichkeit hergezeigt: Der Täter hätte gewarnt sein können.
"Strychninspur"
Neben der "Kartenspur" verfolgen die Kriminalisten auch die sogenannte Strychninspur. Dieses Gift ist in Österreich seit 20 Jahren nicht mehr frei erhältlich, also werden Personen gesucht, die Restbestände besitzen. In Frage kommen Jäger und Bauern im Wachauer Raum, die Strychnin einst in Giftfallen eingesetzt haben: "Ja, wir ermitteln in diese Richtung", bestätigt Schuch.