Willingen/Wien - Thomas Morgenstern hat am Sonntag (16.30/live ORF 1) im Einzel-Weltcupbewerb der Skispringer in Willingen erstmals die Chance, sich aus eigener Kraft die Kristallkugel zu sichern. Feiert der 21-jährige Kärntner im Sauerland seinen elften Saisonerfolg, dann ist er in den restlichen sechs Bewerben nicht mehr einzuholen. Doch der "Überflieger" setzt sich nicht unter Druck, gab sich am Donnerstag auf der Anreise locker: "Ich nehme es so wie jedes andere Springen und schaue nicht auf die Gesamtwertung."

Angesichts eines Vorsprungs von 588 Punkten auf seinen zweitplatzierten Teamkollegen Gregor Schlierenzauer darf sich Morgenstern des ersten ÖSV-Gesamtsieges seit Andreas Goldberger vor zwölf Jahren ohnehin so gut wie sicher sein. "Ich möchte nichts verschreien", sagte er, "aber ich bin so überzeugt von mir, dass ich die nötigen Punkte noch hole. Wenn nicht in Willingen, dann eben woanders."

"Es wäre schön, wenn das in Willingen abgehakt wäre"

Natürlich wäre es Morgenstern nur recht, wenn das sich schon länger hinziehende Thema Weltcupsieg am Wochenende erledigt wäre. "Es wäre schön, wenn das in Willingen abgehakt wäre", erklärte der Doppel-Olympiasieger. Denn schließlich wartet schon das nächste große Ziel, das volle Konzentration erfordert. Willingen ist die Generalprobe für die Skiflug-WM eine Woche später in Oberstdorf. "Dafür will ich mir am Sonntag Selbstvertrauen holen, auf das Fliegen freue ich mich schon jetzt besonders", kündigte Morgenstern an, der nach Problemen im rechten Oberschenkel, die in Liberec aufgetreten waren, körperlich wieder völlig fit ist.

ÖSV-Cheftrainer Alexander Pointner vertraut in Willingen auf das gleiche Team wie zuletzt in Liberec. Neben Morgenstern und Schlierenzauer werden die für Sonntag ebenfalls fix qualifizierten Wolfgang Loitzl und Andreas Kofler sowie Martin Koch, Arthur Pauli und Manuel Fettner springen. Das Quartett für den samstägigen Teambewerb wird Pointner nach der Qualifikation am Freitag nominieren. Die Nennung des Teams für die Skiflug-WM erfolgt am Montag. "Der eine oder andere hat sich schon selbst aufgestellt, in Willingen schaue ich mir alle noch einmal an", sagte Pointner.

Widhölzl nicht zur Skiflug-WM

Fix ist jedenfalls, dass Andreas Widhölzl, der WM-Zweite von Vikersund 2000 und vom Kulm 2006 und ÖSV-Weitenrekordhalter (231,0 m), in Oberstdorf nicht mit von der Partie sein wird. Der Tiroler hatte zuletzt in Harrachov als Vorspringer noch versucht, seine Chance zu nützen, aber vergeblich.

In Willingen erhofft sich Pointner von dem durch Stürze aus dem Rhythmus gebrachten Andreas Kofler eine Rückkehr zu alter Stärke. Das zuletzt in Seefeld durchgeführte "Sondertraining" sei wertvoll gewesen. "Er hat vor den Olympischen Spielen in Willingen gewonnen, da sind viele Emotionen und positive Gefühle dabei", erklärte Pointner. Morgenstern und Koch sowie Schlierenzauer, der sein Debüt auf den Flugschanzen noch vor sich hat, scheinen für die WM fix zu sein, die nächsten Anwärter sind Kofler und Loitzl.(APA)