Foto: Tanglberg

Tanglberg:
2 mal 3 Gänge
ca. 150 Euro exklusive Wein
Tanglberg

Foto: Tanglberg
Foto: Bergli

Bergli:
2 mal 3 Gänge
ca. 120 Franken exkl. Wein
Gasthaus Bergli

Foto: Bergli

Der erste Berg ist eigentlich kein richtiger. Aber wenn man von Wien aus die Westautobahn fährt, beginnen ziemlich genau bei Vorchdorf die ersten Berge, im Blickfeld wie Schwammerl aus dem Boden zu schießen.

 

Bärlauch im Jänner

Herr Fidler hat ja den schönen Tanglberg schon vor Monaten hoch gelobt, und ich kann da einfach nicht widersprechen: Köstliche Bresse-Taubenbrust mit zarten Haxerln, exzellenter Zander auf Kalbskopf, wunderbar ausgewogen gewürzte Saucen, die so richtig singen, eine extrem intensiv-aromatische Schwarzwurzel im Pergamentblatt zum Milchkalb, und der erste Bärlauch (im Jänner!!!), der zur Velouté geschlagen wurde.

Bananendessert in vier Akten

Das grüne Bananendessert verführt in 4 Teilen delikat. Speziell das Valrhonasorbet erfrischt bekömmlich. Die Weinkarte ist klein, aber fein. Österreich und Bordeaux punkten schwer. Preislich geht es vor allem bei den Bordeaux steil bergauf.

Die Zimmer glänzen vor behutsamer Renovierung. Schlicht und schön, und ganz schön alt, mit extrem niedrigen Türstöcken – früher waren die Leute wohl kleiner.

Das Frühstück ist dann eine Vielfalt von Schinken und Marmeladen, Früchten und Joghurts, viel zu viel. Die quirlige und umsichtige Wirtin ist so sehr ums Wohl der Gäste bemüht, dass es fast schon unangenehm ist, wenn einem keine Wünsche mehr einfallen.

Bergli im Thal

Weiter ging es westwärts in den Schweizer Kanton Glarus, wo die Berge so richtig ausgewachsen sind. Dennoch heißt das besuchte Restaurant einfach nur Bergli. Das schwyzerdütsche Verkleinern setzt sich hier überall fort. In der Karte gibt es Schnitzli, Süppli und Brätli und jede Menge andere -lis.

Das Bergli ist ein einfacher Gasthof, liegt in Linthal inmitten einer schroffen Bergwelt, am Beginn der Auffahrt zum Klausenpass. Die wohlige Wärme der exponierten Hütte tut gut, und dass gut gekocht wird, erfreut besonders. Hinter uns macht die Tochter des Hauses Hausübungen. Die Mutter serviert charmant reserviert, der Vater steht in der Küche und schwingt den Löffel.

Weinmässig spielt es sich auf der Karte ganz schön ab. Vor allem ältere Bordeaux finden sich hier, zu überaus erträglichen Preisen. Und der eine oder andere Star aus anderen Ländern, wie zum Beispiel ein 1999er Kistler Chardonnay – Superstar aus Kalifornien.

Du, Biss in die Rose

Wir ließen uns 3-gängig überraschen, wobei die Überraschung nicht in besonderer Originalität lag, sondern eine Retroversion klassischer 80er-Jahre-Gerichte auf höchstem Niveau darstellte.

Der erste Gang war einfach und puristisch. Es handelt sich um eine "Rose" selbstgeräucherten Lachs auf Blattsalaten. Letztere waren sehr fein mariniert, erstere ziemlich voll aufgeblüht und geschmacklich hervorragend. Weder fett noch rauchig, sondern einfach harmonisch fließend. Dieses Highlight gibt es auch zum Mitnehmen übers Gässli um schlanke 8 Fränkli.

Gamberetti in der Spinatstola

Wir wählten einen Merlot aus dem Tessin. Naja, wir sind um eine Schweizer Weinerfahrung reicher, um ein paar Fränkli ärmer und gescheiter auch. Aber es gibt auch gute Schweizer Weine, man muss Sie nur finden. Joe Pfisters 1999er Merlot gehört nicht dazu.

Dennoch paßte er ganz gut zum Hauptgang: Rindsfilet mit Gamberetti auf Kartoffel-Ruccolapürree mit Wurzelgemüse und dunkler Sauce. Das Fleisch a point gebraten, die Gamberetti waren mit Spinat eingewickelt – das wirkte doch ein wenig gekünstelt, wiewohl das ganze Gericht sehr klassisch war. Aber wieso eigentlich nicht? Im Ergebnis jedenfalls erfreulich.

Schon wieder Dessert mal vier

Das Dessert kam auf vier kleinen Tellern und war eine Variation, aus der die Eigenkreation namens "nasser Schokokuchen" hervorstach. Dabei handelte es sich um krümeligen Schokoteiggatsch, warm und etwas angekrustet, recht fest und intensiv. Auch nett: das weiße Schokomousse mit frischen Erdbeeren. Im Sommer hat das Bergli dann noch eine wirklich ausnehmend schöne Terrasse mit Blick auf viele Berge. Zimmer gibt es auch.

Insgesamt wirkt es ein bisschen so, als ob hier die Zeit stehengeblieben wäre. Und das ist gut so, vor allem, wenn es so gut schmeckt.