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Es gibt keine veröffentlichten Bilder der umstrittenen Verhörpraktiken der CIA. Die Aufnahme zeigt eine Protestaktion vor dem US-Justizministerium.

Foto: Reuters/Kevin Lamarque
Beim bevorstehenden 9/11-Prozess gegen sechs Guantanamo-Häftlinge ist eine Debatte über die Legitimität durch Folter erreichter Geständnisse zu erwarten. Die CIA hat zugegeben, dass die Aussagen des angeblichen Chefplaners der Anschläge, Khalid Sheikh Mohammed, unter Anwendung "verschärfter Verhörmethoden" zustande kamen.

Darunter verstehen die Geheimdienstler Schlafentzug, simuliertes Ertränken ("Waterboarding"), extreme Temperaturen und erzwungenes Verharren in unangenehmen Körperhaltungen. US-Justizminister Michael Mukasey weigert sich, diese Praktiken kategorisch für illegal zu erklären.

Neue Ermittlungen

Um eine Ablehnung dieser Beweismittel durch das Militärtribunal zu verhindern, bemühen sich Ermittler der US-Bundespolizei FBI und Verhörexperten des US-Militärs seit Ende 2006, ohne Einsatz von Gewalt vergleichbare Geständnisse zu erhalten. Die Washington Post berichtet über die Befragungen, dass die Gefangenen so viele Mahlzeiten wie sie wollen und Starbucks-Kaffee bekämen, um für eine entspannte Gesprächsatmosphäre zu sorgen. Die Ermittler bezeichnen sich selbst als "Clean Team".

Schwierige "Ent-Folterung"

Beobachter des Guantanamo-Tribunals wie der Jurist Robert M. Chesney erwarten, dass die Verteidigung eine Einstellung des Verfahrens beantragen wird, weil ohne die unter Folter erreichten Geständnisse wohl nie Anklage erhoben worden wäre. Auch Admiral John D. Hutson rechnet mit einer Ablehnung des Beweismaterials: "Wenn man jemanden foltert, ist es hinterher schwer, ihn zu ent-foltern", sagte der der ehemalige Militärdisziplinaranwalt zur Washington Post. Er befürchtet, die Öffentlichkeit werde die Gültigkeit der Aussage anzweifeln.

Auf jeden Fall werde das Verfahren sehr lange dauern, sagten Juristen. Gründe seien die komplizierte Prozessordnung, der Mangel an Militärverteidigern und Klagen gegen die Einrichtung der Kriegstribunale. Bevor Präsident George W. Bush aus dem Amt scheidet, gilt eine Verurteilung deshalb als extrem unwahrscheinlich. Im Januar wird der aller Voraussicht nach ein erklärter Gegner von Guantanamo die Macht übernehmen: Die führenden Anwärter auf die Kandidatur der Republikaner und der Demokraten haben angekündigt, das Lager zu schließen. (bed)