Traditionelle Karrieren zeichneten sich durch Stabilität und Kontinuität im Sinne eines allmählichen und sicheren Aufstiegs auf der Karriereleiter aus. Allerdings wird Karriere spätestens seit Ende des 20. Jahrhunderts mit Schlagworten wie Mobilität, Flexibilität und "Employability" bezeichnet, und zahlreiche empirische Quellen belegen eine zunehmende Fragmentierung von Berufskarrieren und eine Abnahme langfristig-kontinuierlicher Karrieren. Sind also neuere Karriereleitern tatsächlich anders gebaut? Lässt sich das auch für hochqualifizierte Personen feststellen? Haben diese Aufstiege andere Auswirkungen als früher?

Wechsel und Flexibilität

Diese Fragen wurden bei Wirtschaftsakademikern des Vienna Career Panel Project der Abschlussjahre 1970 und 1990 untersucht. Die ermittelte Wechselhäufigkeit steht mit dem Postulat der zunehmenden Karriereflexibilität im Einklang. So wechselten die Absolventen des 1990er-Jahrgangs in den ersten 15 Jahren durchschnittlich achtmal den Job; ihre Pendants aus den 1970ern nur dreimal. War bei den 1970ern der Wechsel noch in 52 Prozent der Fälle mit einem Aufstieg verbunden, trifft das für die 1990er "nur" noch in 46 Prozent der Fälle zu.

Einkommenszugewinn

Zahlen sich diese Jobwechsel überhaupt aus? Einkommensmäßig ja, wobei der Effekt bei den 1970er-Absolventen deutlicher ausfiel als bei den 1990er-Absolventen. Auch hinsichtlich der Karrierezufriedenheit brachte ein hierarchischer Aufstieg bei der älteren Kohorte einen deutlicheren Zugewinn als bei der jüngeren. Keine Unterschiede gab es in punkto Wechselart und Zufriedenheit: Angehörige beider Gruppen machte ein Organisations- und/oder Branchenwechsel zufriedener als ein Aufstieg im gleichen Unternehmen.

Insgesamt also: geringere Zahl an Aufstiegen und kleinere Zugewinne an Gehalt und Zufriedenheit - eine für klassisch Karrierefreudige ungünstige Konstellation. Denn es scheint, als löse das Hin- und Hertrippeln auf den Sprossen der Karriereleiter ein kontinuierliches Erklimmen großer Höhen ab. Ist dann die nächste Sprosse endlich erklommen, bleibt der materielle und immaterielle Zugewinn trotzdem vergleichsweise gering. Vielleicht ein schwacher Trost: Wer nicht so hoch zum Gipfel steigt, fällt im Vergleich auch nicht so tief. (Katharina Chudzikowski*, DER STANDARD, Printausgabe, 9./10.2.2008)