Cover: Zsolnay
Der große Jäger ist sein erster Roman und erinnert in seiner Rätselhaftigkeit ein wenig an die geniale Landsmännin Fred Vargas. Im Vorwort stellt uns kein Geringerer als Friedrich Ani den Ermittler Michel De Palma vom Morddezernat Marseille vor: unbequem, unberechenbar, ein Liebhaber der Oper und des Meeres und einer, der weiß, dass auch in seiner Seele Mörderinstinkte schlummern. Das Meer will seine Geheimnisse bewahren. Eine Dozentin für Ur- und Frühgeschichte, die als Wasserleiche endet, ein angeblich verunglückter Taucher und eine siebenundzwanzigtausend Jahre alte Unterwasserhöhle scheinen miteinander zu tun zu haben.

An Land halten bizarre Serienmorde den Trupp De Palmas in Atem. Ein kannibalisch veranlagter Mörder zerstückelt seine Opfer mit Steinzeitklingen und hinterlässt am Tatort den Abdruck einer Hand. Der gleicht jenen Abdrücken, die die Menschen der Vorzeit in ihren Höhlenmalereien hinterlassen haben. Es wirkt wie ein Einbruch des Archaischen in unsere dünn lackierte Zivilisation, wie ein Rückfall in längst versunkene Zeiten. Ein Psychiater gerät in Verdacht, da alle Spuren so gelegt sind, dass sie auf ihn verweisen. Zudem beschäftigt sich der Mann auch noch mit Schamanismus, indem er rezente Ethnien erforscht, um die Rituale und Vorstellungswelten der Vorzeitmenschen zu rekonstruieren. Bonnot legt den Plot gerade so kompliziert an, dass er noch nicht überzeichnet wirkt.

Mit Michael De Palma hat er jedenfalls eine vielschichtige, ungemein interessante Figur geschaffen, der man gerne wiederbegegnen wird. (Ingeborg Sperl, ALBUM/DER STANDARD, 09./10.02.2008)