Wien – Im Forschungszentrum Seibersdorf bahnt sich ein umfangreicher Führungswechsel an. Neben der wissenschaftlichen Leitung, die in der Aufsichtsratssitzung am 14. März neu besetzt werden soll – das Mandat von TU-Professor Erich Gornik läuft vertragsgemäß Ende März aus – wackelt nun auch der Sessel des kaufmännischen Leiters, Hans Rinnhofer. Das erfuhr der STANDARD in Eigentümerkreisen. Aus dem Industrie-Syndikat (49,54 Prozent) verlautet zudem, dass der Montanist und Lehrbeauftragte für Thermoprozesstechnik an der Montan-Uni Leoben bereits für Alternativ-Jobs zur Chefetage in den Austrian Research Centers (ARC) im Gespräch sei.

Offiziell bestätigen will die sich anbahnenen Veränderungen weder ARC-Aufsichtsratspräsident Hannes Androsch noch Mehrheitseigentümer Verkehrsministerium. Überraschend kommt eine personelle Totalreform freilich nicht, denn seit der Rechnungshof seinen Vorausbericht zum Rohbericht über die Gebarung der ARC vorgetragen hat, mehren sich die Indizien, dass die ARC den Ansprüchen der staatlichen Buchprüfer nicht genügten. Demnach sind Rechnungswesen, Struktur und Strategie der ARC verbesserungsfähig.

Vier Anwärter auf Posten des Wissenschaftschefs

Apropos Abgang: Jener von Finanzprokurist Peter Euringer beschäftigt mittlerweile das Arbeitsgericht, denn Euringer klagt gegen seine kurz vor Weihnachten überraschend (von Gornik und dem Leiter der ARC-Rechtsabteilung, Alfred Wansch) ausgesprochene Entlassung. Er dürfte dabei gute Chancen haben, denn eine "Fristlose" ist nur bis zu 48 Stunden nach Auffliegen schuldhaften Verhaltens legitim. Möglicherweise beschleunigt die Entlassung aber einen Vergleich mit Euringer, dessen Vertrag erst Mitte 2009 ausläuft.

Während für die Rinnhofer-Nachfolge eine Hauslösung angestrebt wird, dürfte der künftige Wissenschaftschef aus dem Ausland, vornehmlich von einem Max-Planck-Institut, kommen. Das zeichnet sich nach dem Hearing am Mittwoch ab, in dem sich vier Anwärter präsentierten. Die fünfköpfige Personalkommission habe noch keine Reihung vorgenommen, die beiden Bewerber aus Österreich hätten aber weniger beeindruckt, als die zwei Auslandsmanager. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 8.2.2008)