Marc Adrian 1996 in seinem Atelier

Foto: Otto Mörth ©

Wien – "eine existenz wählt man nicht, man hat sie erhalten und verteidigt sie als geistige zu jeder stunde gegen die externen versuche, als mensch dahin manipuliert zu werden, wohin einen die macht verschieben will, damit man ihr besser diene als sich selbst." – Marc Adrian, im Mai 2007 im Katalog seiner Werkschau in der Neuen Galerie Graz.

Co-Kurator Peter Weibel würdigte im selben Kompendium Adrian als "Vater der österreichischen Medienkunst": Das stellte größere Zusammenhänge her als die relativ strikten disziplinären Zuordnungen, innerhalb derer der 1930 in Wien geborene Künstler meist festgelegt worden war: Der Filmfraktion zumindest galt er bevorzugt als wesentlicher Vertreter der "ersten Generation" der heimischen Kinoavantgarde, wurde also oft neben Filmemachern wie Ferry Radax, Peter Kubelka oder Kurt Kren genannt.

Den anderen – so auch Weibel – gilt er als genreüberschreitender Künstler, der zwischen Theorie und Praxis, Text, Skulptur, Laufbild intermedial arbeitete. Es ist durchaus bezeichnend, dass der gelernte Bildhauer (er studierte u. a. bei Fritz Wotruba) sich stetig über Versuche in experimenteller Poesie und Anlehnungen etwa an die Op-Art in digitale Bildmedien vorarbeitete. Irgendwie war Adrian als künstlerische und geistige "existenz" überall und nirgends, was man mit Hans Petersen so formulieren könnte: Er "weigert sich, das, wofür er ist, zu konkretisieren".

Kunstwerke seien "die einzigen modelle der wirklichkeit, die wir besitzen", schrieb Marc Adrian 1967, durchaus wenig konkret. Sein ausuferndes, tagebuchartig in viele Richtungen peilendes Werk erzählt nicht zuletzt davon, wie komplex und kompliziert es war, den autoritären Macht- und Religionswirklichkeiten in Nachkriegsösterreich etwas entgegenzuhalten. Black Movies und Blue Movies, Bild- und Textmontagen (Inventionen) zu Poesie, Zeitgeschichte, Popkultur: "wenn man nicht weiß, wo man beginnen soll, dann beginnt man am besten irgendwo ..." Am Dienstag ist Marc Adrian in Wien gestorben. (Claus Philipp / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7.2.2008)