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Nach dem Angebot Microsofts, den Internet-Portalbetreiber Yahoo für 44,6 Milliarden Dollar zu übernehmen, reißen die Spekulationen über den möglichen Ausgang der Verhandlungen nicht ab. Analysten stimmen jedoch darin überein, dass sich das Konkurrenzverhältnis zum bislang unangefochtenen Marktführer Google bei einer Übernahme entscheidend verändern könnte. "Den Yahoo-Aufkauf durch Microsoft halte ich für wahrscheinlich, da der Software-Konzern das nötige Kleingeld mitbringt. Kommt es dazu, sollte jedoch nicht vergessen werden, dass sowohl Google als auch Yahoo-Microsoft vom selben Werbekuchen leben. Das würde dem Suchmaschinen- und Internet-Werbung-Monopolisten einen ernsten Rivalen bescheren", sagt Andreas Schiller, Analyst bei der Raiffeisen Zentralbank Österreich, gegenüber pressetext.

Angst

Die Angst vor dem Zutreffen dieser Einschätzung zeigt sich vor allem im Aktienkurs des Suchmaschinen-Primus, der am Montagabend erstmals seit sechseinhalb Monaten die 500-Dollar-Marke unterschritten hat. So schloss das Papier mit 495,43 Dollar an der New Yorker Börse um 20,47 Dollar niedriger als am Handelstag zuvor. Im Jahr 2007 stand die Google-Aktie für einen bis dato ungeahnten Höhenflug eines Internet-Konzerns. So stieg das Wertpapier von der Jahresmitte bis Ende Oktober 2007 über ein Drittel und durchbrach die magische Grenze von 700 Dollar. Den Höchststand erreichte die Aktie mit 747 Dollar im November 2007. Dies markierte im Vergleich zum IPO-Start von 2004 eine Vervierfachung.

Ausgeklügelt

Für die Forrester-Analystin Charlene Li verdeutlichen die Bestrebungen Microsofts um Yahoo eine ausgeklügelte Business-Neukunden-Strategie, die der Konzern internen Kreisen zufolge bereits seit 18 Monaten verfolgt: "Ich denke, dass Microsofts lang gehegtes Interesse am Suchmaschinengeschäft weit über die Konkurrenzsituation mit Google hinausgeht. Yahoo bereitet Microsoft einen Brückenkopf im Online-Werbegeschäft, der insbesondere kleine bis mittlere Unternehmen anspricht, die bislang noch keine Beziehung zu Microsoft hatten." Vor diesem Hintergrund sieht die Expertin Googles Übernahmebedenken als gerechtfertigt, da man in Redmond über Yahoo seinen Software-Einfluss nicht nur im Suchgeschäft festigen möchte.

Pläne

Dieses Einflusspotenzials durch Microsoft sind sich Insidern zufolge sowohl Google als auch Yahoo bewusst. So reagierte Googles Chefjurist David Drummond auf die geplante Yahoo-Übernahme insofern, dass Microsofts Pläne "mehr als eine einfache finanzielle Transaktion sind". Zudem "müssen die grundlegenden Prinzipien des Internets - Offenheit und Innovation - bewahrt werden". Unterdessen hat Google an Yahoo ein Angebot gerichtet, das übernahmegefährdete Unternehmen im Kampf gegen Microsoft in jeglicher Hinsicht zu unterstützen. Zu diesem Zweck habe Google-Chef Eric Schmidt mit Yahoo-Mitgründer Jerry Yang telefoniert, berichtet das Wall Street Journal.

Wenig begeistert

"Außer Streit steht, dass Yang wenig begeistert ist von der Offerte. Käme es zu einer Verwirklichung, würde sich der von Google über die Jahre hinweg erarbeitete Vorsprung bei der Marktführerschaft verkleinern. An Google selbst würde der Deal wohl nicht rütteln", so Schiller gegenüber pressetext. Laut dem Experten spreche vieles dafür, dass Microsoft zwar mit dem Yahoo-Zukauf seine eigenen Unzulänglichkeiten ausbügeln will, aber auch Google Paroli bieten möchte. "In diesem Sinne ist Yahoo kein Allheilmittel für Microsoft. Dennoch kann sich der Übernahmekandidat bei seiner Entscheidung trotz des schlechtes vierten Quartals Zeit lassen und würde auch alleine weiterhin überleben", so Schiller abschließend. (pte)