Detlef Ivo lässt sich beim Stand des Bundessozialamtes beraten. Er will die Pflegerinnen seiner Schwiegermutter aus der Slowakei anmelden.

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Sozialminister Erwin Buchinger macht sich ein Bild von der Lage im One-Stop-Shop in der Babenbergerstraße.

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Erwin Buchinger und Günther Schuster, der interimistische Leiter des Bundessozialamtes, zeigen sich zufrieden mit dem Pflege-One-Stop-Shop.

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Kurz vor neun Uhr sind schon alle Informationsstände vorbereitet: Wiener Gebietskrankenkasse, Sozialversicherungsanstalt der gewerblichen Wirtschaft, Wirtschaftskammer und die MA36 der Stadt Wien sind im One-Stop-Shop im Wiener Bundessozialamt vertreten und warten auf die ersten Betroffenen und Angehörigen, die Pflegekräfte anmelden wollen. Broschüren liegen bereit und Computer mit modernen Flatscreens stehen auf den Tischen. Die einzelnen Behörden sind miteinander vernetzt, so dass auch wirklich gleich jede Anmeldung vorgenommen werden kann. Das ist auch das Prinzip eines One-Stop-Shops. Der Begriff kommt aus der Wirtschaft und man versteht darunter, alle notwendigen bürokratischen Schritte, die zur Erreichung eines Zieles führen, an einer einzigen Stelle durchzuführen.

Sechs Beratungsgespräche

Der Andrang im Pflege-One-Stop-Shop in der Babenbergerstraße hält sich am ersten Tag allerdings in Grenzen. "Sechs Anmeldungen für Beratungsgespräche haben wir für heute", sagt Günther Schuster, der interimistische Leiter des Bundessozialamts. Er ist trotzdem froh, das Service anbieten zu können und glaubt, dass das Angebot gut angenommen werden wird: "Zumindest im Februar wollen wir die One-Stop-Shops jeden Mittwoch anbieten."

Die Vertreter der einzelnen Organisationen sind aufgeregt, als Sozialminister Erwin Buchinger kurz nach neun Uhr im Bundessozialamt auftaucht, um sich ein "gutes Bild" von der Lage zu machen, wie er selbst sagt. Er lobt den One-Stop-Shop: "Es ist eine maßgebliche Stelle - vor allem für Einzelpersonen, die keine Kenntnis haben. Sie werden sonst von Stelle zu Stelle geschickt."

"Nirgends überrannt"

Enttäuscht, dass sich für heute nur sechs Personen für Beratungen angemeldet habe, sei er nicht. Ihm ist bewusst, dass die One-Stop-Shops, die auch im Burgenland und in Kärnten schon gestartet sind, "nirgends überrannt" werden, sagt er im Gesräch mit derStandard.at. Dafür hat der Sozialminister eine Erklärung parat: "Die meisten Anmeldungen passieren nicht über Einzelpersonen, sondern über die Agenturen." Er habe also damit gerechnet, dass das "Massengeschäft" über die Agenturen und nicht über Einzelanmeldungen laufen würde.

"Der Spießrutenlauf wird aber verhindert und der Aufwand lohnt sich", ist Buchinger überzeugt von den Vorteilen des One-Stop-Shops. Er will die One-Stop-Shops deshalb auch noch ein bis zwei Monate aufrechterhalten. Sollte sich allerdings zeigen, dass das Interesse noch weiter abnehme, dann werde man auf die Einrichtung verzichten und sich mit telefonischen Anmeldungen und "fliegenden Kommissionen" behelfen, die bereits jetzt für bettlägerige Personen im Einsatz sind.

In der Zwischenzeit haben es sich die Vertreter der beratenden Organisationen in der Babenbergerstraße gemütlich gemacht. Interessenten sind zwar noch immer keine da, Kaffee und Nussschnecken stehen aber bereit. Auch Erwin Buchinger beisst genüsslich in eine Schnecke rein.

1949 Anmeldungen

Alles in allem zeigt sich er sich mit den bisherigen Anmeldungen jedenfalls zufrieden. "Noch heute ist mit der 2000. Legalisierung zu rechnen", gibt er sich optimistisch. Mit Stand vom 4. Februar lagen in ganz Österreich 1949 Anmeldungen zum freien Gewerbe der Personenbetreuung vor. Wenn es nach Buchinger geht, sollen bis zum Sommer 5000 Anmeldungen vorliegen. Der Sozialminister ist also zuversichtlich, das gesetzte Ziel der Anzahl an Anmeldungen erreichen zu können.

Zeit- und Wegerspranis

Um halb zehn ist schließlich der erste Angehörige eingetroffen, der sich beraten lassen und seine Pflegerinnen anmelden will. Detlef Ivo hat zwei Betreuerinnen aus der Slowakei, die seine Schwiegermutter pflegen. Für ihn liegen die Vorteile des Pflege-One-Stop-Shops klar auf der Hand: "Ich kann alles an einem Tag erledigen, ich habe also eine Zeit- und eine Wegersparnis." (Rosa Winkler-Hermaden, derStandard.at, 6.2.2008)