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Eine schöne Methode, sich ein Urteil über Fernsehserien zu bilden, besteht darin, sich konsequent nur erste und letzte Folgen anzusehen. Auf diese Weise kann man sich nämlich buchstäblich ein gutes Bild machen, trotz regelmäßigen Fernbleibens Diskussionen folgen, und man ist am Ende trotzdem informiert, wie die Sache nun ausgegangen ist. Zeit ist eben Geld, auch und gerade beim Fernsehen.

Manchmal kann es jedoch vorkommen, dass Serien mitten in einer Staffel enden, wie etwa im ORF, wo Montagabend Anne Heche in "Men in Trees" vorerst zum letzten Mal in der Wahlheimat Alaska bei Einheimischen zu Besuch war und die Milieutheorie Lügen strafte (Vox sendet auch die restlichen Episoden). Der putzige Waschbär aus der ersten Folge war zwar nicht mehr zu sehen, dafür jedoch seelische und tektonische Erschütterungen und ein Pärchen, das angeseilt durch einen Wald stolperte, und zwei Verschüttete mit Petroleumlampen. Somit wurde auch schnell klar, warum Produzent James Mangold im Kino gerade mit Todeszug nach Yuma einen Western den Bach hinunter inszeniert.

Apropos Kino: Nun mag es unglücklicher Zufall sein, dass zurzeit Sean Penns Spielfilm "Into the Wild" in den heimischen Kinos von eben einem Aussteiger erzählt, der in Alaska nicht sein Glück, sondern den Tod findet. Und zwar nicht nur auf der Leinwand, sondern auch in Wirklichkeit. In einem ausrangierten Bus mitten in der Wildnis. Der junge Mann hatte zu viel Thoreau und Tolstoi gelesen, was ihn vielleicht auf richtige, aber am Ende fatale Gedanken brachte. Da ist die Bestsellerjournalistin im Fernsehen schon schlauer: Besser als fremde Bücher zu lesen ist es allemal, selbst in die Tastatur zu hauen. (pek/DER STANDARD; Printausgabe, 6.2.2008)