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Bis über 80 Prozent der Männer sind betroffen.

Foto: APA/dpa/Peer Grimm

Am Stammtisch wird darüber halblustig gescherzt, für die Betroffenen und ihre Partner ist die erektile Dysfunktion ein Riesenproblem. Zumeist geht sie auf Schäden der Endothelschicht der Blutgefäße zurück. Sie verlieren die Fähigkeit, sich zu entspannen beziehungsweise zu erweitern. Genau das ist aber auch der Bluthochdruck.

Medikamente führen zum Libidoverlust

Doch viele Medikamente zur Behandlung der Hypertonie führen erst recht zur erektilen Dysfunktion und bei Frauen zum Libidoverlust. Dazu zählen Thiazide, die als Entwässerungsmittel auch in fast allen Kombi-Präparaten enthalten sind. Genauso können ältere Betablocker sowie die eher seltener eingesetzten Alpha-Blocker zwar den Blutdruck senken, aber in vielen Fällen auch zu einer erektilen Dysfunktion führen.

Bis zu 88 Prozent der Männer betroffen

"Die erektile Dysfunktion hat eine große Häufigkeit. Unter den 40- bis 70-jährigen Männern berichten zehn Prozent von schweren Problemen, 25 Prozent von mäßigen und 17 Prozent von leichten. Das sind immerhin 52 Prozent", so die Kardiologin Jeanette Strametz-Juranek. Männer im mittleren Alter mit Hypertonie, zu viel Cholesterin im Blut und Nikotinkonsum sind gar zu 88 Prozent betroffen.

Keine Compliance: Sex statt Medikamente

Die Konsequenz: Nach einem Jahr nehmen nur noch 30 Prozent der Behandelten das Diuretikum (Entwässerungsmittel) und nur noch 40 Prozent den Beta-Blocker. Auch die Kalzium-Antagonisten liegen mit einer Einnahmerate von 38 Prozent schlechter als andere Blutdrucksenker. Auf Sex wollen die Männer wegen ihrer Hypertonie nicht verzichten.

Betablocker senken Testosteronspiegel

"Betablocker wie Atenolol und Carvedilol senken den Testeronspiegel im Blutserum. Da ist auch bei Frauen so", betont die Expetin. Was sich als therapiebedingte Impotenz beim Mann zeigt, präsentiert sich bei den Frauen als sprichwörtliche Unlust.

Moderne Medikamententherapie wählen

Der Urologe Georg Schatzl von der Urologische Universitätsklinik Wien rät in vielen Fällen, mit einer geschickteren Auswahl der Hypertonie-Medikamente das Problem zu beheben. Angiotensinrezeptor-Antagonisten, moderne Betablocker wie Nebivolol, ACE-Hemmer und Kalzium-Antagonisten dürften weniger Nebenwirkungen in diesem Bereich verursachen.

Problem beim Arzt ansprechen

Entscheidend, so der Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Allgemeinmedizin, Erwin Rebhandl, ist aber die Beratung durch den Arzt, denn sonst kämen langfristig weitere Erkrankungen hinzu. Nicht zuletzt weil die Hypertonie als größter Risikofaktor für den Schlaganfall und einer der größten für den Herzinfarkt bleibt.

Von 100 Betroffenen ist nur bei 60 Prozent die Krankheit überhaupt diagnostiziert, nur 40 Prozent werden behandelt und nur bei 30 Prozent wird er Erfolg auch kontrolliert. (APA, red)