Kreationen dieser Art findet man höchstens im Dots an der Mariahilfer Straße, wo das mutmaßlich originelle Sushi ja zuhause ist. Im Unkai ist alles viel, viel purer - und, mit Verlaub, viel, viel besser.

Unkai Sushi (Bar)
Kärtner Ring 9
1010 Wien
01/515 80-9773
Zu zweit mit Tee 61 Euro - ohne übermäßige Sättigung.

Montage: derStandard.at
Eva Amsberg, die mich offenkundig lieber zum Essen begleitet, als selbst wieder einmal für Schmecks in die Tasten zu hauen, gab mir mit auf den Weg: Vergessen Sie nicht, das war schon ziemlich teuer, fast ein Tausender in alter Währung. Anderswo könnten sich für weniger vier Leute (und nicht zwei) den Bauch mit rohem Fisch viel voller schlagen.

Toro!

Ich widerspreche Frau Amsberg grundsätzlich ungern. Aber was man in der neuen, winzigkleinen Sushi-Bar des Unkai im Grand Hotel für die 61 Euro bekommt, ist halt auch kein Bemmerl.

Ich zum Beispiel mache keine halben Sachen und nehme die große Sushivariation um 27 und dazu noch extra ein Stück Toro um sechs Euro, um genau zu sein laut Kellner vom begehrten, fetten Bauchstück und nicht vom Sutoro, das weiter oben liegt und auf deutsch Mitteltoro heißen müsste. Schon sehr rich im Vergleich zu den vier Stücken Maguro-Thunfisch vom Sushi-Teller, auch im Vergleich zum meinen Erfahrungen auf dem Tokioter Fischmarkt Tsukiji, nachzulesen mit einem Klick hier und im Bild hier.

Heringschmaus

Zum Fachsimpeln für Feinspitze liefert die Sushiplatte zum Beispiel den Vergleich zwischen europäischem und japanischem Steinbutt (der hiesige ist ein bisschen bissfester). Der ebenso feine Seebarsch erinnert mich mit Wehmut daran, dass "The Japanese" in der Bösendorferstraße gleich über den Ring vom Unkai nicht mehr ist. Das hat mir ein herausragendes Branzinocarpaccio serviert, auch die Suppe von Aalinnereien freute sehr.

Lachs, Lachsrogen ja mei, Butterfisch ging mir nicht ab, der Shrimp schon fein. Noch viel, viel, viel feiner aber der Maifisch, ein heringartiger, und das passt auch noch hervorragend in den Nachfasching. Allerdings sagt mir der Naturschutz beim Nachgoogeln, dass auch dieses Tier eigentlich schon des Schutzes bedarf.

Arsen und Spitzensushi

Die große Überraschung allerdings wartet unter dem formschön fächrig eingeschnittenen Minioktopus: Darunter versteckt sich allerlei Grünzeug und vor allem Mandelgeschmack (sagt der Dilettant). Spannende Sache. Frau Amsberg offenbart ein Faible für Krimis oder einen eher überraschenden Erfahrungsschatz: Schmeckt, als ob man vergiftet werden soll, sagt sie und spielt so elegant auf Blausäure an. Ich hatte ja auf Arsen getippt (und schon den Titel Arsen und Spitzensushi vor Augen), aber vor dem Decouvrieren der nächsten Bildungslücke hat mich STANDARD-Wissenschafter Klaus Taschwer gerade noch bewahrt.

Für den kleinen Hunger zwischendurch ist das Unkai vielleicht ein Stück zu teuer, aber eine gelegentliche Erfahrung absolut wert. Und dazwischen geh' ich weiterhin begeistert ins En. Das prächtige Haussushi (mit meinem crunchy Liebling, der Hokigai oder Klaffmuschel) dort ist für um die 20 Euro zu haben. Wasabi gibts allerdings nur für Banausen dazu: Hier ist exakt soviel drin, wie das Sushi braucht, sagt der Meister. Und: Der Meister hat Recht.