Der US-Softwareriese Microsoft stößt bei seiner milliardenschweren Offerte für den Internet-Konzern Yahoo! auf erbitterten Widerstand. Erzrivale Google hat Yahoo! am Montag seine Hilfe zur Abwehr der Übernahme angeboten. Yahoo! selbst prüft alle Möglichkeiten einer weiteren Unabhängigkeit. Microsoft und Google beschuldigen sich unterdessen gegenseitig, das Internet dominieren zu wollen.

Unterstützung in "jeder Hinsicht"

Google-Chef Eric Schmidt offerierte Yahoo!-Mitgründer Jerry Yang Medienberichten zufolge telefonisch seine Unterstützung in jeder Hinsicht. Über eine Kooperation von Yahoo! und Google wird heftig spekuliert. Yahoo! könnte seine eigene Internet-Suche kostengünstig auslagern und über die Google-Suche laufen lassen. Dagegen gilt ein eigenes Übernahmeangebot Googles aus wettbewerbsrechtlichen Gründen als unwahrscheinlich.

Gegengebote anderer Interessenten halten Experten für möglich. Denkbar seien private Investoren oder Medienkonzerne wie die News Corp des Multimilliardärs Rupert Murdoch. Allerdings wäre ein solches Angebot derzeit wegen der Kreditkrise schwer finanzierbar und Microsoft könnte es mit seiner prall gefüllten Kriegskasse kontern.

Noch keine Entscheidung

Bisher seien noch keine Gegenangebote zur Microsoft-Offerte bei Yahoo! eingegangen, berichtete das "Wall Street Journal" unter Berufung auf informierte Personen. Der Verwaltungsrat von Yahoo! habe auch noch keine Entscheidung zum Angebot von Microsoft getroffen. Yahoo hatte zuvor durchblicken lassen, dies werde einige Zeit dauern.

Mit der angestrebten Übernahme von Yahoo! für rund 45 Mrd. Dollar (30 Mrd. Euro) will Microsoft die Dominanz von Google bei der Online-Suche und der Internet-Werbung brechen. Die Offerte erfolgte nicht einvernehmlich mit Yahoo!. Entsprechende Vorschläge Microsofts hatte Yahoo! zuvor abgelehnt. Die Übernahme wäre die bisher größte innerhalb der Internet-Branche.

Schulden

Microsofts Finanzchef Chris Liddell erklärte am Montag, sein Konzern werde für das Angebot wohl erstmals in seiner Geschichte Schulden aufnehmen. "Wenn Sie sich den Bar-Anteil anschauen, das werden mehr als 20 Milliarden Dollar sein", erklärte er. "Wir könnten das meiste davon durch unsere Barreserven bezahlen, aber es ist wahrscheinlich, dass wir uns tatsächlich zum ersten Mal etwas leihen." Microsoft-Chef Steve Ballmer gab sich zuversichtlich, dass sich die Aktionäre und das Direktorium von Yahoo bald für sein Angebot entscheiden werden.

"Beunruhigende Fragen"

Google warnte, die angestrebte Fusion werfe "beunruhigende Fragen" etwa zur Offenheit des Internets und zu möglicherweise unrechtmäßigem Einfluss im Web auf. Microsoft wolle womöglich seine Dominanz beim PC auf das Internet ausdehnen. Yahoo! und Microsoft hätten gemeinsam zudem einen überwältigenden Anteil bei webbasierter E-Mail sowie Online-Sofortnachrichten ("instant messaging"). Sie betrieben auch die am meisten besuchten Web-Portale, sagte Googles Chef-Jurist David Drummond.

Antworten

Entscheidungsträger in aller Welt müssten den Verbrauchern auf diese Fragen befriedigende Antworten geben. Microsoft habe eine Vorgeschichte ernster Verstöße gegen Gesetze und Wettbewerbsrecht, sagte Drummond. Zwischen dem Softwareriesen und den Wettbewerbshütern in den USA sowie vor allem in Europa hatte es immer wieder schwere Differenzen gegeben. Widerstand gegen die Fusion erwarten Experten am ehesten in Europa. Doch angesichts Googles Übermacht bei Online-Suche und Internet-Werbung rechnen sie eher nicht mit großen Hürden.

Microsoft wies die Vorwürfe zurück: Der geplante Zusammenschluss mit Yahoo! werde bei Internet-Suche und Online-Werbung für mehr Konkurrenz sorgen. (APA/dpa)