Seien wir doch milde. Das Thema "Krise am Finanzmarkt" wird auch nächste Woche noch heiß genug sein. Seien wir dem "Club 2" einfach dankbar, dass er uns mit "Wem gehört der Opernball?" gezeigt hat, was demokratische Gesprächskultur ist. Während in manchem Parlament mit Fäusten im Gesicht Andersdenkender argumentiert wird, sprangen weder Ioan Holender noch Richard Lugner Hubsi Kramer an die Gurgel, als er die Runde mit seiner Expertise über alte (noch immer Liebe suchende) Männer und die Staatsoper (als Hort tanzender Diktatoren) marterte.

Foto: ORF/Hans Leitner

Ja, sogar Emmi Werner blieb bis zum Schluss, auch wenn ihre Abneigung gegen den – seine Selbstachtung gut versteckenden – Baumeister fast körperliche Ausmaße anzunehmen schien. Natürlich. Die Emotionen mussten raus, sie flüchtete aber in die Sprache, und so wurde es ein lebendiger Club. So macht er Sinn.

Foto: ORF/Hans Leitner

Manch Szene wird schließlich bleiben (Werner: "Herr Lugner, es gibt sie ja wirklich! Ich dachte, Sie seien eine Puppe – sprechen Sie mich bitte nicht mehr an!"). Und manch revolutionäre Idee wird gar im Museum der Visionen landen, etwa Holenders Vorschlag, den Opernball nach Schönbrunn zu verlegen (ins Schloss, nicht in den Tiergarten) wie auch der Werner-Vorschlag, das Getanze in die Lugner-City zu verlegen, was der Hausherr sehr ernst zurückwies, da er wieder eine Verhöhnung nicht verstanden hatte.

Foto: ORF/Hans Leitner

Ob Geschichte geschrieben wurde, wird sich weisen. Ein guter, geistig unanstrengender Abend war's sicher. Einer, der auch zeigt, wie leicht es ist, Munterkeit ans Lagerfeuer des Gedankenaustauschs zu bringen, wenn man Leute holt, die zwar nichts Gehaltvolles zu sagen haben. Das jedoch ziemlich authentisch. (toš/DER STANDARD, Printausgabe, 1.2.2008)

Foto: ORF/Hans Leitner