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Graz - Eine junge Forscherin an der Universität Graz hat am Institut für Germanistik untersucht, was uns sprachlich alles schmeckt: Niemand will "von der Hand in den Mund" leben müssen oder gar mit "Wahlzuckerl" von "abgebrühten" Politikern "abgespeist" werden. Redewendungen, die auf die Nahrung Bezug nehmen, sind Teil des Alltagslebens - auch wenn wir dies oft nicht wahrnehmen. Die Ergebnisseder Germanistin Christa Binder fließen auch in den Deutschunterricht an steirischen Schulen ein.

"Bildhafte Ausdrücke gehören zu unserer Alltagssprache", sagt Wernfried Hofmeister vom Institut für Germanistik der Uni Graz. Seit dem Jahr 2000 leitet er das vom Land Steiermark geförderte Projekt "WortSchätze", bei dem er und seine Studierenden den Sprachschatz des Deutschen untersuchen. Markante Ausdrücke aus dem Themenbereich Sport (2004), Religion und Sterben (2005) und Musik (2006) wurden bereits untersucht. Sie knüpfen methodisch alle an sein Forschungsprojekt der "Wehrhaften WortSchätze" (2003) an.

Binder hat im Rahmen ihrer Diplomarbeit soziokulturelle, sprachhistorisch und -pädagogisch markante Ausdrücke aus dem nahrhaften Bildspendenbereich gesammelt und systematisiert und in eine Datenbank übertragen. Darin finden sich gebräuchliche Wendungen wie "abschneiden", "durchbeißen", "Leckerbissen" oder "verwurschteln", die in metaphorischer Weise zur Anwendung kommen; auch Begriffe wie "Couchpotato", "Bananenrepublik" und "Buchstabensalat" sowie regionale Ausdrücke wie "eine Breze reißen" finden sich wieder. Insgesamt 215 ausgewertete Belege sind in der Datenbank dokumentiert, die auch online unter "Nahrhafte WortSchätze" abrufbar ist.

"Sahnehäubchen" der Sprache

Gerade das Nahrhafte vermittle das Zusammenspiel von Körperlichem und Geistigem: "Solche Ausdrücke stellen einen Mehrwert für das Vermittelte dar - die Begriffe sind gewissermaßen das ,Sahnehäubchen' der Sprache", erklärt Hofmeister. "Die Ausdrücke haben oft humoristischen Charakter, sie vermitteln knallige Bilder und prägen so unsere Wahrnehmung nachhaltig", so die "frisch gebackene" Germanistin.

Die gesammelten Wortschätze sollen auch ihren Weg in die Schulen finden: Die Datenbanken werden im Deutschunterricht in steirischen Schulen präsentiert. "Zwölf Leute sind damit beschäftigt, die Koordination erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Landesschulrat", sagt Hofmeister. Die Schüler sollen so lernen, Sprache bewusster wahrnehmen und einsetzen lernen und "Lust bekommen, dem Facettenreichtum der deutschen Sprache nachzuspüren." Das Schulprojekt läuft im Sommer aus, es wird aber gerade mit dem Leykam-Verlag an der Zusammenstellung von Wortschatz-Material für Lehrer gearbeitet. (APA/red)