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Mit einer patentrechtlichen Klage durch Trend Micro sieht sich der Sicherheitsanbieter Barracuda Networks konfrontiert. In dem Streit geht es um die freie Open-Source-Software (FOSS) Clam Antivirus (ClamAV), die von Barracuda Networks vertrieben und in seinen Lösungen genutzt wird. Das kalifornische Unternehmen versucht im Rechtsstreit nun, sich nicht nur als Verteidiger seiner selbst, sondern auch der Open Source Community und von FOSS im Allgemeinen zu positionieren.

Verwundbar

"Trend Micros Handlungen zeigen, dass ClamAV und andere Open-Source-Projekte verwundbar gegenüber kommerziellen Patentbesitzern bleiben, die ungerechtfertigt versuchen die freie Open-Source-Community zu behindern", stellt Dean Drako, President und CEO von Barracuda Networks, den Fall dar. "Dieser Angriff ist ein Beispiel für die Gefahr, die von Softwarepatenten für alle Softwareentwickler ausgeht: Jederzeit kann es zu einer Klage wegen der Verwendung von Code ohne Zustimmung des Autors oder sogar selbst geschriebenem Code kommen", liefert mit Richard Stallmann, Präsident der Free Software Foundation und Gründer des GNU-Projekts, ein prominenter Name Unterstützung für Barracuda. "Heute ist das Opfer ClamAV, aber morgen könnte es jedes andere Programm treffen."

"Kein Angriff"

Trend Micro hält den Vorwürfen entgegen, dass die Klage keineswegs als Angriff auf FOSS zu verstehen sei. "Der Rechtsstreit bezieht sich nicht auf Open Source oder ClamAV im speziellen", heißt es von Trend Micro auf Anfrage von pressetext. Es seien vielmehr kommerzielle Barracuda-Produktpakete, die das Patent verletzten. ClamAV sei lediglich eine darin genutzte Antiviren-Softwarekomponente. Der Rechtsstreit sei ausschließlich als Auseinandersetzung zwischen zwei profitorientierten Unternehmen zu verstehen, heißt es auch gegenüber US-Medien. Allerdings antworteten amerikanische Unternehmensvertreter gegenüber Linux.com ausweichend, als der Schutz der Interessen der nicht-kommerziellen FOSS-Community konkret angesprochen wurde.

Verstoß

Konkret soll ClamAV gegen das US-Patent 5.623.600 für eine "Apparatur zur Virusdetektion und -entfernung für Computernetzwerke" verstoßen, das von Trend Micro im September 1995 beantragt und im April 1997 auch bewilligt wurde. In der Folge haben Antiviren-Hersteller wie Symantec, McAfee und im Jahr 2005 Fortinet außergerichtliche Einigungen mit Trend Micro erzielt. Barracuda Networks vertritt die Ansicht, dass die Technologie im Jahre 1995 bereits verbreitet war und das Patent ungerechtfertigt erteilt wurde. So habe etwa Norman Data Defense Systems 1995 ein ähnliches System gezeigt und IBM 1991 einen relevanten Artikel veröffentlicht. "Es ist dumm, Softwarepatente zu erlauben. Die US sollte sie alle abschaffen", fordert Stallmann angesichts des amerikanischen Anlassfalls.

Kritik

Auch in Europa ist das Patentrecht im Software-Bereich Anlass für Kritik, wie vor kurzem der Fall der Deutschen Web-to-Print-Branche zeigte (pressetext berichtete: http://www.pte.at/pte.mc?pte=080121034 ). "Dem europäischen Patentamt muss ein Riegel vorgeschoben werden. Wir brauchen eine Direktive, die die Vergabe von Software-Patenten verbietet", meint Joachim Jakobs, Sprecher der Free Software Foundation Europe http://www.fsfeurope.org auf Anfrage von pressetext.